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Buvette

Kritik an der grünen Flora

Letzte Woche wurde bekannt, dass die Wyniger-Gruppe ab 2023 die Flora-Buvette übernehmen wird, als erste klimaneutrale Buvette Basels. Das sei reines Greenwashing, sagen kritische Stimmen.

10/04/22, 03:00 AM

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So stellen sich die neuen Betreiber*innen die Flora-Buvette künftig vor.

So stellen sich die neuen Betreiber*innen die Flora-Buvette künftig vor. (Foto: Copyright und Visualisierung Architektur Rolf Stalder AG)

Ab 2023 übernimmt die Wyniger-Gruppe die Flora-Buvette. Sie soll die erste klimaneutrale Buvette in Basel werden. Bajour hat kritische Stimmen zu dieser Vergabe vernommen: Die Klimaneutralität sei eine reine Greenwashing-Strategie. Ist an diesem Vorwurf etwas dran?

Für die Neuvergabe der Buvette hat der Kanton die Nachhaltigkeit geprüft, und zwar sowohl jene der Betriebsführung als auch des Gastroangebots. Die Wyniger-Gruppe habe bei allen berücksichtigten Kriterien «sehr gut abgeschnitten und entsprechend die beste Gesamtbewertung aller Bewerberinnen und Bewerber erhalten», teilt Daniel Hofer, Co-Leiter Kommunikation im BVD mit.  

Auch Tanja Gemperli schlägt die Bedenken bezüglich Greenwashing in den Wind. Sie ist stellvertretende Geschäftsführerin der Tisch77 AG, die unter anderem das Restaurant Ufer7 führt. Gemeinsam mit zwei weiteren Verantwortlichen und dem Team des Ufer7 wird Gemperli die Flora-Buvette betreiben. Sie würden für die Zertifizierung der Klimaneutralität mit der Firma myclimate zusammenarbeiten, die das Konzept für die Buvette schon «seit Tag Eins» begleitet habe, sagt Gemperli.

Myclimate ist eine internationale gemeinnützige Organisation mit Hauptsitz in Zürich, zu deren Firmenkunden zum Beispiel grosse Schweizer Detailhändler, Banken oder auch Fluggesellschaften gehören. «Sie machen Emissionen ausfindig, die wir auslösen und die wir eventuell auch noch nicht auf dem Schirm haben und zeigen uns Wege auf, wie wir diese vermeiden oder kompensieren können.» 

Flora Buvette, Tanja Gemperli

Tanja Gemperli

ist stellvertretende Geschäftsführerin der Tisch77 AG, die unter anderem das Restaurant Ufer7 führt. Insgesamt gehören neun Restaurants und zwei Hotels zur Wyniger-Gruppe, weitere sind aktuell in Planung.

So soll beispielsweise ein Teil des Stroms durch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Buvette gedeckt werden und «unvermeidbare CO2-Emissionen werden die Betreiber kompensieren», heisst es in der Mitteilung. «Myclimate rechnet damit, dass wir maximal 2 Prozent unserer Emissionen kompensieren müssen. Bei allem anderen werden wir also keine zusätzlichen Emissionen verursachen», erklärt Gemperli.

Dazu gehöre auch, dass Geräte benutzt werden sollen, die bereits jetzt irgendwo im Einsatz sind. «Ausserdem sind wir sehr interessiert, Materialien aus Rückbauprojekten in Basel zu verwenden, also Sachen, die sonst als Bauschutt auf dem Abfall landen würden. Da sind wir gerade dabei, die Details mit unseren Architekten zu klären.»

2 Prozent Kompensation klingt nach wenig. Trotzdem: Das wird die Betreiber*innen etwas kosten. Werden die Kund*innen die Kompensation an den Preisen in der Buvette spüren? «Nein, diese Kosten müssen wir nicht abwälzen. Wir haben hier sogar den Vorteil, dass wir durch die Wyniger-Gruppe von günstigen Konditionen profitieren», erklärt Gemperli. So werden sie zum Beispiel Brot von Beschle (ebenfalls Wyniger-Gruppe) beziehen können. Und zwar solches, das am Vortag nicht verkauft wurde.

Die Zukunft der bisherigen Angestellten

Die Flora-Buvette wird schon seit 10 Jahren vom Restaurant Zum goldenen Fass verantwortet. Was geschieht jetzt mit den Mitarbeitenden, die jeweils in der Buvette im Einsatz waren?

Ein grosser Teil des Teams aus dem Restaurant Zum goldenen Fass arbeitete über die Sommermonate hier.

Ein grosser Teil des Teams aus dem Restaurant Zum goldenen Fass arbeitete über die Sommermonate hier. (Foto: Flora Buvette)

Ueli Gerber, einer der bisherigen Betreiber, versteht zwar das Vorgehen des Kantons. Ihnen sei bewusst gewesen, dass es nach 10 Jahren eine neue Ausschreibung geben würde. «Trotzdem ist es für uns sehr traurig, dass wir den Zuschlag nicht mehr bekommen haben», so Gerber. «Die Buvette war für uns eine total tolle Synergie mit dem Restaurant- und Barbetrieb, weil wir einen grossen Teil des Teams über die Sommermonate dort einsetzen konnten.»

In der Hochsaison seien das an die 20 Personen gewesen, viele in kleineren Pensen, aber auch ein paar grössere Festanstellungen. Gerber: «Wir sind auf der Suche nach internen Lösungen, ein Teil davon wird sich aber sicher neu orientieren müssen.»

«Wir sind auf jeden Fall sehr interessiert daran, bestehende Mitarbeitende der Buvette weiterzubeschäftigen, wenn diese das auch wünschen», sagt Tanja Gemperli auf Anfrage. Einen direkten Kontakt zu den jetzigen Betreibern der Buvette habe es bis jetzt noch nicht gegeben, aber sie würden «in den nächsten Wochen sicher Gespräche führen.» Dieses Gesprächsangebot würden sie zur Kenntnis nehmen, teilt Ueli Gerber vom Restaurant Zum goldenen Fass mit.

«Sehr am Herzen liegen uns auch Auszubildende und das Thema Arbeitsintegration im Rahmen unseres Vereins Malian, mit dem wir ebenfalls in der Buvette zusammenarbeiten werden», ergänzt Tanja Gemperli.

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