«Wir sind guter Dinge und bleiben am Ball»
Mitarbeitende des Mittelbaus an der Universität Basel tauschen sich mit dem Rektorat über bessere Arbeitsbedingungen aus – auch der Regierungsrat wird sich mit dem Thema befassen. Die Beteiligten äussern sich zuversichtlich.
Der Mittelbau der Uni Basel ist unzufrieden mit den aktuellen Arbeits- und Forschungsbedingungen. Besonders kritisiert werden der Mangel an attraktiven wissenschaftlichen Festanstellungen, die persönliche Abhängigkeit von den Professor*innen sowie die hohe Arbeits- und Lehrbelastung des Mittelbaus. Einige Betroffene haben ihre Sorgen bereits gegenüber Bajour kommuniziert. Beim Mittelbau handelt es sich um Doktorierende, Postdoktorierende, Lehrbeauftragte und Privatdozent*innen. Sie fordern eine Reform, die zu besseren Arbeitsbedingungen führen soll.
Die SP-Grossrätin Amina Trevisan hat nun einen Anzug betreffend Verbesserung der Anstellungs- und Arbeitsbedingungen sowie Chancengleichheit an der Universität Basel eingereicht. Sie verweist darauf, dass Basel als Wissenschaftsstandort von internationalem Rang Teil eines weltweiten Wettbewerbs sei und künftig auch für internationale Forschende attraktiv bleiben müsse. «Das ist nur möglich, wenn die Anstellungsstrukturen an der Uni Basel modernisiert werden», sagt sie. Denn sie seien nicht mehr zeitgemäss und überholt. «Das Thema ist seit vielen Jahren aktuell, aber bisher ist eine Reform immer an der Finanzierung gescheitert.» Nun aber hat Amina Trevisan Hoffnung, dass eine Reform in die Wege geleitet werden könne: «Ich bin zuversichtlich, dass die Uni einen Weg finden wird, die Reform anzugehen. Denn ich habe das Gefühl, dass das Rektorat das Problem erkannt und vor allem auch anerkannt hat. Der Wille, etwas zu ändern, ist vorhanden.»
Hoffnung hat auch Jonathan Pärli, Bereichsassistent im Departement Geschichte der Universität Basel und Mitglied der Basisgruppe Mittelbau der Gewerkschaft für Angestellte im Service Public, VPOD Basel. Er sagt: «Wir hatten Anfang Mai ein Gespräch mit der Uni und haben das Gefühl, dass das Rektorat unser Anliegen sehr ernst nimmt.» Die Gruppe Mittelbau sei froh über die positiven Signale seitens der Uni und der Politik und zufrieden darüber, dass das Problem anerkannt und nun ernsthaft angegangen werde. Was aus den Gesprächen resultieren wird, kann Pärli noch nicht sagen, aber: «Wir sind guter Dinge und bleiben am Ball». Der VPOD hat kürzlich auch eine Mitteilung herausgegeben, in der er schreibt: «Das Rektorat scheint sich der Probleme bewusst und zeigt Reformwillen.»
Die Uni hält sich mit konkreten Äusserungen und Plänen noch zurück. Unisprecher Matthias Geering bestätigt aber: «Das Rektorat führt mit der Vertretung des Mittelbaus konstruktive Gespräche.» Über deren Inhalt diskutiere die Uni nicht in der Öffentlichkeit. «Wir kommunizieren dann, wenn konkrete Massnahmen verabschiedet sind.»
Vorbild für Basel könnten die Unis in Zürich und Genf sein, die Reformen bereits umgesetzt haben. Auslöser war eine Petition, die im Oktober 2021 bei der Bundesversammlung eingereicht wurde und in der der akademische Mittelbau bereits bessere Arbeitsbedingungen und mehr Festanstellungen an den Hochschulen gefordert hatte.
An der aktuellen Situation würden besonders Frauen leiden, wie die Soziologin und Ethnologin Amina Trevisan betont. «Leider leben wir immer noch in einer Gesellschaft, in der sich vor allem die Frauen um die Kinder kümmern und beruflich zurückstecken. Wenn die Arbeitsbedingungen nicht fair und nicht mit der Familie vereinbar sind, leiden besonders junge Mütter darunter. Es ist ein Fakt, dass an der Uni Basel zurzeit eine schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie besteht.»
In ihrem Anzug verweist sie darauf, dass auch der Bundesrat die Probleme des universitären Mittelbaus als Schwerpunkt definiert und das Problem ebenfalls anerkannt hat. Sie will unter anderem vom Regierungsrat wissen, wie er sich dafür einsetzen wird, dass promovierte Universitätsangestellte grundsätzlich unbefristet angestellt werden und wie die für die Verbesserungen benötigten zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden können. Der Regierungsrat wird sich voraussichtlich im September damit befassen.