Basels angehende Medienprofis
Das Schüler*innen-Magazin QUINT feiert dieses Jahr sein fünfjähriges Bestehen. Wir blicken hinter die Kulissen und beobachten die jungen Journalist*innen bei ihrer Arbeit.
Nacheinander trudeln die Jugendlichen ein und setzen sich an die aneinandergereihten Tische. Laptops werden aufgeklappt und Getränke auf den Tisch gestellt. Die Stimmung ist locker, der Umgang freundschaftlich. Wir befinden uns im Unternehmen Mitte. Hier wird die Redaktionssitzung von QUINT abgehalten.
QUINT ist ein Schüler*innenmagazin und momentan planen die Nachwuchsjournalist*innen die Herbst-Ausgabe. Acht Jugendliche im Alter zwischen 15 und 19 Jahre sind zur heutigen Sitzung gekommen. Die Redaktion sucht nach einem übergeordneten Thema für das nächste Magazin, diesmal besonders sorgfältig, denn es geht um die Sonderausgabe zum fünfjährigen Bestehen von QUINT.
QUINT an sich ist ein Verein. Dieser bringt das QUINT-Magazin heraus. Dazu gibt es Online-Artikel und auch Video-Reportagen. Der ganze Verein ist ausschliesslich von Schüler*innen für Schüler*innen organisiert. Ihr Ziel ist es dabei, Schüler*innen die Möglichkeit zu bieten, schon in verschiedenen journalistischen Bereichen Erfahrungen zu sammeln.
«Ich muss noch schnell Franzi machen», sagt eine der Jugendlichen direkt nach der Begrüssung. Dass sie alle noch in der Schule sind, merkt man den Konversationen an. Es geht um Französisch, Vorträge und Lehrer*innen. Die Jugendlichen nehmen den Job neben der Schule aber genauso ernst.
Die Parallelen der Redaktionssitzung zu einer bei Bajour zeigen sich schnell: Die Präsidentin Helena Quarck beginnt die Sitzung mit der Frage nach Themenvorschlägen und schon wird es ruhig. Niemand will den Anfang machen – das kommt mir nach meinen ersten zwei Monaten als Praktikant bei Bajour bekannt vor.
«Celebration» kommt der erste Vorschlag aus der Gruppe, schliesslich sei es ja eine festliche Ausgabe. Dann folgen Ideen wie «Traum», «Macht», «Wendepunkte» oder «Konsum». Zu den Themenvorschlägen werden auch mögliche Artikelideen besprochen, damit man sich unter den Themen mehr vorstellen kann. Aber auch «das würde ein gutes Layout hergeben» ist ein Argument im Entscheidungsprozess. Bei «Celebration» könne man über verschiedene Kulturen, die Schattenseiten des Ausgangs oder das QUINT-Jubiläum schreiben. Bei «Wendepunkte» fallen Ideen wie eine Coming-Out-Geschichte oder das 1,5-Grad-Ziel – Stichwort Klimawandel. Die Artikelwahl steht den einzelnen Schreiber*innen frei. Solange es zum übergeordneten Thema passt, darf man sich austoben. Grosse Diskussionen im Plenum, ob eine Artikel-Idee jetzt gut oder schlecht ist, finden also nicht statt.
Schnell entstehen Nebengespräche. Einzelne Artikelideen werden mit der Sitznachbar*in präzisiert. Auch die ganze Sitzung kann sich verzetteln. Plötzlich geht es um Quellenangaben, Zitate und die Webseite. Soll man unter einem Artikel ein Quellenverzeichnis einrichten oder direkt im Text verlinken. «Wie macht ihr das denn bei Bajour?» Kurz darf ich auch mitreden und erklären, dass wir die Links direkt im Text setzen. «Also, machen wir mal weiter», sagt Helena Quarck. Auch diesen Satz hört man oft in einer Bajour-Redaktionssitzung. Von jemandem tönt es leise «ich hab den Anschluss verloren». Ja, da fühlt man sich zuhause.
Seit April hat QUINT eine neue Zusammensetzung des Vorstands, denn wer dieses Jahr die Schule abschliesst, muss gehen. So bleibt QUINT ein reines Schüler*innenmagazin, auch damit immer wieder neuen Jugendlichen eine Chance gegeben werden kann und nicht plötzlich Student*innen den Verein dominieren. Die neue Präsidentin Helena Quarck gibt einen Blick hinter die Kulissen. Helena ist seit 2019 bei QUINT dabei, nächstes Jahr wird sie ihre Matura machen.
QUINT wurde im Gymnasium Kirschgarten gegründet. Damals hiess das Magazin noch «Kirschblut» und der Verein «Cerisier». Man erweiterte schnell auf die fünf Basler Gymnasien – daher der Name QUINT. Mittlerweile wollen die Herausgeber*innen das Image des Gymi-Magazins loswerden. Auch Schüler*innen aus der Schule für Gestaltung, der FMS sowie einer Berufsschule sind schon dabei. Helena erklärt, es sei oft schwierig, an diesen Schulen Leute zu gewinnen, da der Verein bisher dort keine grosse Präsenz habe. Dieses Problem gelte auch fürs Wirtschaftsgymnasium. Man bleibe aber mit verschiedenen Projekten dran, dies zu verbessern.
Ein paar Zahlen:
Bis jetzt gab es 15 Ausgaben des Printmagazins, circa drei pro Jahr. Diese werden an den Schulen in Basel ausgelegt. QUINT hat dafür Zeitungsboxen aufgestellt, wie man sie von «20 Minuten» an den Tramstationen kennt. Pro Ausgabe werden circa 1’000 Exemplare gedruckt. QUINT finanziert sich durch Inserate in ihren Magazinen, aber auch durch Gönner*innen. Die Sulger-Stiftung kommt beispielsweise für die Druckkosten auf.
Aktiv bei QUINT sind zwischen 20 und 30 Jugendliche. Helena kann keine genaue Zahl nennen, denn nicht jede*r sei gleichermassen aktiv. Das liege daran, dass Schüler*innen, die bei QUINT mitmachen, meist auch anderen ausserschulischen Aktivitäten nachgehen. Deswegen nehme man sich auch genug Zeit für die Magazine. Die Ausgabe, die in der Redaktionssitzung Mitte Mai geplant wird, soll «möglichst im Herbst erscheinen», erklärt die Präsidentin
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Während der Pandemie konnte QUINT mit Videoreportagen einen Erfolg verzeichnen. Keine fünf Minuten dauert der Bericht über die Seifenboss-Kampagne der Basler Regierung, auf Instagram wurde das Video über 3’500-mal geklickt. Helena Quarck sagt, man versuche daran anzuknüpfen und mehr zu produzieren. Es gibt aber ein Problem: «Wir haben keine eigene Videoausrüstung. Es wäre sehr teuer, etwas anzuschaffen.» Die bisherigen Reportagen wurden mit den Kameras der Schüler*innen selbst aufgenommen. Das sei nicht nachhaltig, denn «wenn die Besitzer*innen mit der Schule fertig sind, ist auch das Equipment weg», erklärt sie.
Auch mit der bz wurde schon zusammengearbeitet. Im November 2021 erschien in der «Schweiz am Wochenende» ein Artikel von drei QUINT-Journalist*innen über die Steinenvorstadt. Helena Quarck, die selbst mitschrieb, erzählt begeistert: «Es war eine super Möglichkeit QUINT auch ausserhalb der Schulen bekannter zu machen.» In Zukunft will QUINT weiter wachsen, dazu scheinen sie auch auf besten Weg zu sein.
Nach einer Stunde angeregtem Austausch über die Themen für die Jubiläumsausgabe kommt es zur Abstimmung. Eigentlich soll es eine blinde Abstimmung sein, aber dann kann ja niemand die Stimmen zählen. Also Augen auf und durch. Es kristallisieren sich zwei klare Favoriten heraus. Bei der Schlussabstimmung mit nur noch einer Stimme, statt zweien, wird sich dann für ein Thema entschieden. Das Resultat ist aber leider streng vertraulich und darf hier nicht verraten werden.
Schnell löst sich die Runde auf. Alle scheinen noch was erledigen zu müssen. Der Vortrag für morgen muss schliesslich auch fertig werden.
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