Ein paar Stunden und 30 kg Gepäck

Begib Dich auf Zeitreise: Heute vor genau 84 Jahren, im Jahr 1939, wurde hinter der französischen Grenze bei Allschwil ein ganzes elsässisches Dorf evakuiert und die Menschen in den Süden Frankreichs verfrachtet. Marylène war damals acht Jahre alt und erinnert sich.

MaryleĚne_1
Marylène erzählt aus ihrer Kindheit.

In der ersten Folge der Podcast-Serie «Marylène» rattert der Zug: Die Produzentin Livia Grossenbacher und natürlich Marylène selbst erzählen den plötzlichen Beginn der Geschichte, die Du diesen Monat in einer fünfteiligen Serie fortlaufend auf Bajour erzählt bekommst – und die Dich mitten in den Zweiten Weltkrieg katapultiert.

Neuwiller, Marylènes Heimatdorf im Elsass grad an der Grenze zur Schweiz, wird am 1. September 1939 von einer eiligen Nachricht der französischen Regierung erreicht: Ein Angriff Deutschlands steht kurz bevor, das Dorf muss bis Mitternacht evakuiert werden. Mitnehmen darf jede Person 30 kg Gepäck. «Wir wussten nicht, wo es hingeht», erinnert sich Marylène an die lange Reise. «Man sagte, die führen uns ans Ende der Welt.»

Die damals achtjährige Marylène kommt gemeinsam mit anderen Dorfbewohner*innen aus Neuwiller in einem Dorf in der Nähe der spanischen Grenze an. «Man war ja noch nirgends hingekommen», schmunzelt sie beim Erzählen, und erinnert sich daran, wie sie beim Gottesdienst dort auf einmal nicht mehr knien musste, wie im Gasthaus grosse Schinken von der Decke hingen – und wie eine andere Sprache gesprochen wurde als zu Hause: «Wir konnten alle kein Wort Französisch. Als meine Eltern gross wurden, war das Elsass schliesslich deutsch.»

Thumbnail Marylène-F1

Höre Dir Teil 1 von «Marylène» auf Spotify oder Apple Podcast an, bevor es nächste Woche weitergeht: Wie wird so ein grosses Unterfangen wie die Evakuierung einer halben Million Menschen eigentlich organisiert? Und was denken die Gastregionen über die angekommenen Elsässer*innen, die ja nicht einmal die Landessprache sprechen?

Basel Briefing

Das wichtigste für den Tag
Jetzt Abonnieren
Jetzt Member Werden

Das könnte dich auch interessieren

Esther Schneider und Michelle Steinbeck

Esther Schneider am 24. Juli 2024

Schande ist eine Erfindung, um uns klein zu halten

Die Geschichte eines Mordes, der 80 Jahre zurückliegt, aber heute noch ein ganzes Dorf beschäftigt, bewegte Michelle Steinbeck dazu, einen Roman über einen Femizid zu schreiben. Kulturjournalistin Esther Schneider redet mit der Schriftstellerin über Schande, Angst und Geisterjäger*innen.

Weiterlesen
Esther Schneider-1

Esther Schneider am 05. Juni 2024

Nur Tote schwitzen dieser Tage nicht

In seiner neuen Kriminalsatire muss Lukas Holligers Kommissar Glut einen Fall im Basel der 80er-Jahre lösen. Mit Kulturjournalistin Esther Schneider spricht er über seine Erinnerungen an damals, über den Kalten Krieg und schwarzen Humor.

Weiterlesen
Die beiden Kuenstler Gerda Steiner, links, und Joerg Lenzlinger posieren mit Direktor Roland Wetzel in ihrer Ausstellung "Too early to panic." im Museum Tinguely in Basel, aufgenommen am Dienstag, 5. Juni 2018. (KEYSTONE/Ennio Leanza)

Helena Krauser,Mathias Balzer, FRIDA am 24. Mai 2024

Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger – Was tun gegen den Eiligen Geist?

Für die achte Folge des Kulturpodcasts «FRIDA trifft» haben wir das Künstler:innen-Duo Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger im Kloster Schönthal in Langenbruck getroffen. Ein Gespräch über Kunst und Leben, Humor und Spiritualität – und natürlich über unser aller Brot.

Weiterlesen
Merianplan Basel 1615

Ladina Tschurr am 04. April 2024

Es war einmal ein anderes Basel

Eines der geschichtsträchtigsten Gebäude der Stadt, das Café Spitz, steht vor einer ungewissen Zukunft. Die Zwischennutzung ist begrenzt und die Kosten für die nötige Sanierung sind hoch. Der Ort wird sich wandeln – aber Basel kennt sich mit Veränderung aus.

Weiterlesen

Kommentare