Clubförderung: Nicht allen ist zum Feiern zumute
Die Kritik an der Programmförderung für Basler Clubs reisst nicht ab. Nachdem der Club das Viertel zum zweiten Mal leer ausging, melden sich dessen Betreiber mit einem offenen Brief zu Wort. Auch aus der Politik kommen Vorschläge für eine Überarbeitung der Handhabung.
Mitte März gab das Musikbüro bekannt, welche Clubs und Veranstaltungsreihen in der zweiten Runde der Programmförderung Gelder erhalten. Gesprochen wurden insgesamt 611'000 Franken an 12 Akteur*innen. Keine Förderung erhalten hat der Club das Viertel. In einem offenen Brief an den Regierungsrat und das Musikbüro kritisieren die Geschäftsleiter Valentin Aschwanden und Giuseppe Miele nun die Vergabepraxis und stellen konkrete Forderungen.
Das Viertel habe sich bereits zum zweiten Mal für eine Programmförderung beworben, aber wiederholt eine Absage erhalten. Eine nachvollziehbare Begründung hätten sie nicht erhalten und eine schriftliche Erläuterung des Entscheids sei auf Anfrage verwehrt worden, schreiben die Verfasser. Gegenüber Bajour teilt Aschwanden mit, dass zwar ein Telefongespräch stattgefunden habe, dabei aber nicht klar dargelegt wurde, aus welchen Gründen das Gesuch abgelehnt wurde.
«Gerade weil wir ein vielfältiges, anspruchsvolles Programm mit über 140 Veranstaltungen pro Jahr ausrichten, fehlt uns jegliche nachvollziehbare Erklärung, weshalb wir die Kriterien nicht erfüllen», so Aschwanden.
Die Geschäftsleiter beziehen sich in dem Brief auf den Ratschlag des Regierungsrats zur Einführung der Förderung, in dem das Viertel namentlich als exemplarischer Ort genannt wird, der durch ein vielfältiges Programm die Club- und Kulturlandschaft Basels wesentlich mitpräge. Angesichts dessen stelle sich die Frage, weshalb der Viertel Club wiederholt von der Förderung ausgeschlossen werde.
Transparenz gefordert
Konkret fordern Aschwanden und Miele deshalb nachvollziehbare Begründungen bei der Ablehnung von Förderanträgen, transparente Kriterien und Entscheidungsprozesse, eine diverse und fachlich breit abgestützte Jury und eine kritische Reflexion der aktuellen Umsetzung.
Aschwanden konkretisiert: «Als Antragsteller möchten wir wissen, woran unser Antrag gescheitert ist. Es geht nicht darum, Entscheidungen infrage zu stellen – aber um eine nachvollziehbare Rückmeldung im Sinne von Fairness, Transparenz und auch Lernfähigkeit im Rahmen eines Pilotprojekts.»
Nordstern und Heimat wollten die Clubförderungs-Entscheide des Musikbüros und der verantwortlichen Jury anfechten. Das ist rechtlich allerdings gar nicht vorgesehen.
Mit ihrer Kritik an der Vergabepraxis der Programmförderung sind Aschwanden und Miele nicht alleine. Bereits nach der ersten Vergaberunde äusserten einzelne Clubs, die nicht berücksichtigt wurden, lautstark Kritik – allen voran die Heimat und der Club Nordstern.
Auch aus der Politik werden kritische Stimmen laut. Der GLP-Grossrat und Kulturunternehmer Johannes Sieber ist der Meinung, der ursprüngliche Ansatz werde aktuell verfehlt: «Wenn im Ratschlag der Regierung zur Clubförderung der Viertel Club explizit als Beispiel genannt wird, dieser aber heute aufgrund formaler Kriterien nicht berücksichtigt werden kann, dann haben wir einen Gap zwischen dem politischen Willen und der aktuellen Umsetzung.» Diesen Gap gelte es zu schliessen. «Ansonsten wäre ich dafür, dass diese Clubförderung ganz neu gedacht werden sollte», so Sieber.
Eine Idee, wie die Grundlage für eine neue Ausrichtung der Förderung geschaffen werden könnte, liefert Sieber gleich mit. Er möchte nach dem Vorbild der Stadt Stuttgart mittels einer «nachtökonomischen Studie» Erkenntnisse zu ökonomischen, räumlichen und soziokulturellen Strukturen und Wirkungen des Nachtlebens in der Metropolregion Basel erarbeiten lassen.
Sieber ist der Meinung, dass sich die Betrachtung der «Unternehmen der Nacht» als Kulturzweig und als Wirtschaftsfaktor nicht ausschliessen, sondern ergänzen. «Es steht ausser Frage, dass wir im Thema noch am Anfang stehen», so Sieber. Er reicht dazu im Grossen Rat eine schriftliche Anfrage ein.
«Wir versuchen unsere Fördergefässe so bedürfnisnah wie möglich auszurichten.»Alain Schnetz, Geschäftsführer Musikbüro Basel
Angesprochen auf die Kritik sagt Alain Schnetz, Geschäftsführer des Musikbüro: «Wir versuchen unsere Fördergefässe so bedürfnisnah wie möglich auszurichten und sind immer froh um konstruktive Kritik, insbesondere bei der Programmförderung, welche sich noch in der Pilotphase befindet.» Der Kommunikations- und Beratungsbedarf sei aufgrund der Komplexität der Programmförderung nach wie vor hoch. Dementsprechend werde auf der Geschäftsstelle des Musikbüros viel in diesen Bereich investiert.
Es gebe transparente Kriterien und Entscheidungsprozesse und zudem eine kritische Reflexion der aktuellen Umsetzung des Pilotprogramms, so Schnetz. Die Kriterien und Prozesse seien öffentlich kommuniziert worden, die formalen und qualitativen Kriterien auf der Webseite einsehbar. Ausserdem sei es verpflichtend, dass ein Controlling über die gesamte Programmföderung stattfindet.