Der Fasnachtsgrafikdesign-Tausendsassa
Er hat den Fasnachtsguide «Rädäbäng» gestaltet, Schnitzelbank-Sammlungen illustriert, den Vorfasnachtsveranstaltungen «Pfifferli» und «Drummeli» das grafische Gesicht gegeben, Kurzfilme zu den Cliquen gedreht – kaum jemand in der institutionellen Basler Fasnachtsszene ist so präsent wie der Grafiker Domo Löw. Sein Stil: Unverkennbar.
Wenn man in eine Schublade gesteckt wird, kann das vielleicht auch hinderlich sein. «Aus der Fasnachtsschublade komme ich wohl nicht mehr heraus», sagt er. «Auch wenn es nur ein Teil meiner Tätigkeit als Gestalter ist.» Sicher ist aber, dass er Erfolg hat und beim Publikum punktet. Sein Strich hat unglaublichen Schwung, die Gesichter lächeln verschmitzt, alles wirkt elegant und locker hingeworfen. La vie est belle … Eine Bekannte von Löw sagt: «Man erkennt seinen Stil sofort. Dasch ebe Domo!»
Domo Löw, Jahrgang 1966, ist in Basel aufgewachsen und hat eine Ausbildung zum Grafiker und Illustrator gemacht. Nach seinen Lern- und Wanderjahre in London, Wien und Zürich hat er sich wieder in Basel niedergelassen. Seit 1993 betreibt er hier sein Atelier für Illustration und Graphic Design und arbeitet für Firmen, Verlage, und Agenturen. Er entwirft Bühnenbilder, gestaltet Firmenlogos, Schul- und Kinderbücher, zeichnet für Modeschauen, Museen, Verkehrsprävention, Storyboards, Karikaturen, Jahresberichte, Briefmarken und dergleichen.
(Foto: Oliver Baumann)
Tatsächlich entstehen Löws Helgen genauso schwungvoll, wie sie aussehen, nämlich sauseschnell. Nur: bis er so weit ist, braucht er x Anläufe und Entwürfe. «Ich habe eine lange Vorlaufszeit», sagt er.
Mit der Fasnacht hatte er seit Kindsbeinen zu tun. Der Vater war Pfeiffer bei den Schnooggekerzli, er selber lernte das Trommelhandwerk und später, in der Lehre, das des Grafikers. «Es gab ein paar ganz wichtige Begegnungen. Ich konnte ein Praktikum beim Grafiker Ferdi Afflerbach absolvieren.» Afflerbach war eine grosse Nummer in der Basler Grafikerszene. Er gründete u.a. mit Jean Tinguely die «Kuttlebutzer» und kreierte einige Fasnachtsplaketten.
Eine weitere wichtige Rolle als Förderer und Freund spielt für Löw der Laternenmaler Fredy Prack. Als dieser sich zurückzog, «erbte» Löw von ihm den Malauftrag der Clique Basler Mittwochsgesellschaft, es folgten die alten Garden der Olympia Alte Garde und der Schnoogekerzli und viele mehr. Später rutschte er in die Bänklerszene, genauer: zu den Comité-Schnitzelbängg und ist dort nicht nur gestalterisch, sondern auch organisatorisch tätig. «Schitzelbänke zu begleiten – das ist unglaublich spannend», sagt er. Es folgten Aufträge für Vorfasnachtsveranstaltungen und fürs Comité. Auch dort ist seine Handschrift erkennbar. Also halt schon e bitzli Fasnachtsschublädli.
Aber eben nicht nur. Domo Löw hat einiges an Werbegrafik produziert – vielen bekannt sind wohl seine Illustrationen für die Gasparini-Glaces –, er hat Kinderbücher illustriert, Einladungen für Modeschauen entworfen. La vie est belle …
Trotzdem Fasnachtsschublädli? Löw nimmt es gelassen und freut sich darauf, den Laternenpinsel bald an Jüngere weiter zu geben, um sich etwas vermehrt mit dem Skizzenblock aufs Reisen zu begeben. Denn seine wirkliche Leidenschaft gilt der Malerei. «Ich reise furchtbar gerne. Zeichnend und malend, mit dem Skizzenblock unter dem Arm, immer wieder bereit, eine Szene einzufangen.»
Löw hat einige Vorbilder, an denen er sich orientiert. Er schätzt den französischen Künstler Raoul Dufy und den Basler Grafiker Herbert Leupin, um hier nur zwei zu nennen. Einer seiner Lieblingsmaler ist – überraschenderweise – der Romantiker William Turner. Mit Löws schwungvollem Strich hat sein Stil wenig zu tun. «Diese Wolken und wie er das Licht einfängt, das fasziniert mich immer wieder. Seine Bilder sind aber nicht verklärend, die Moderne war da, die Eisenbahn, der Dampf.» Die Inspiration holt er sich sehr oft in Galerien. Er scherzt: «Die scheenschte drey Dääg sind für mich an Pfingsten in London. Im Museum.»
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