Ein Willkommensruf aus dem Neubad
Nachdem einige Anwohner*innen sich für ein Spielplatzverbot für UMA eingesetzt haben, äussern sich nun Eltern aus dem Quartier, die ein ganz anderes Zeichen setzen möchten.
Eigentlich wollten sie eher im Hintergrund bleiben, nicht an die Medien gehen, im Privaten für Integration und gute Stimmung im Quartier sorgen. Aber nun, da die ganze Stadt über die Nachbarschaft im Neubad spricht, die nicht möchte, dass die unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden (UMA), die Anfang des nächsten Jahres im ehemaligen Hotel Balegra an der Reiterstrasse 1 einziehen werden, mit ihren Kindern auf dem privaten «Plätzli» im Hinterhof in Kontakt kommen – da haben sie sich entschlossen, doch öffentlich klar zu machen, dass es dort auch andere Stimmen gibt:
«Wir sind zwar nur Wenige, aber klar in unserer Haltung», sagt Vera Conrad. Sie wohnt mit ihrer Familie in dem geografischen Dreieck, das den Spielplatz umgibt. Wie fünf weitere Familien auch, hat sie gegen das Spielplatzverbot für die UMA gestimmt. Sie stehen damit 21 Stimmen für das Verbot gegenüber – 17 Parteien haben sich enthalten. «Es macht mich beklommen, dass diese Angst vorherrscht und man den jungen Menschen gar nicht erst eine Chance gibt», sagt sie am Telefon. Gerade in einem Quartier wie dem Neubad, in dem viele privilegierte Menschen wohnen, sei das traurig. «Es ist nicht so, dass das Plätzli überbevölkert wäre», sagt sie. Eines ihrer Kinder spielt gelegentlich dort. Die anderen beiden sind schon grösser und halten sich kaum mehr dort auf. Und so wäre es wahrscheinlich auch bei den jugendlichen UMA gewesen, vermutet Conrad – sie werden sich andere Orte im Quartier suchen, die ihnen mehr entsprechen.
Davon geht auch Lukas Müller aus, er ist ebenfalls Anwohner. Seine Kinder sind noch kleiner und spielen gelegentlich auf dem «Plätzli». «Ich denke, die UMA hätten höchstens ab und zu die Tischtennisplatte genutzt und die ist wirklich so gut wie nie besetzt.» Er findet es schade, dass nun, bereits bevor die Jugendlichen überhaupt eingezogen sind, ein solch negatives Zeichen gesetzt wurde. Ausserdem hätte die Mehrheit der Anwohner*innen gar keine kleinen Kinder und würden sich deshalb auch nicht auf dem Spielplatz aufhalten. Von den Familien mit Kindern hätten sich einige explizit gegen ein Verbot ausgesprochen.
Auf Bedürfnisse reagieren
Um den neuen Quartierbewohner*innen zu signalisieren, dass es in der Nachbar*innenschaft auch Menschen gibt, die sie gerne willkommen heissen, möchte die Gruppe nun Kontakt mit der Sozialhilfe aufnehmen. Was genau dann geplant werde, um die Integration zu unterstützen, sei noch unklar, berichtet Sonja Kuhn, die mit ihrer Familie ebenfalls am «Plätzli» wohnt. «Wir werden auf die UMA beziehungsweise auf ihre Betreuer*innen zugehen und mit ihnen besprechen, was zweckdienlich ist», sagt sie. Sie versteht die aktuelle Lage in der Migration als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und findet es wichtig, sich mit Menschlichkeit zu begegnen.
SP-Grossrätin Amina Trevisan – die nicht im betroffenen Dreieck wohnt – hat bereits eine Interpellation eingereicht, in der sie die Regierung dazu befragt, welche Orte des freien Aufenthaltes im öffentlichen Raum es in der Nähe gibt, die von den Jugendlichen genutzt werden können und welche Massnahmen getroffen werden, um Begegnungsorte zwischen Anwohnenden und UMA zu ermöglichen.