Eine böse Überraschung?

Erstmals äusserst sich Lukas Engelberger zur Drogenszene im Kleinbasel. Ein klares Konzept, wie er den offenen Konsum von Kokain in den Griff bekommen möchte, hat er nicht. Ein Kommentar.

Drogen
(Bild: Unsplash/Collage Bajour)

Das Drogenproblem im Kleinbasel ist eskaliert. Das ist kürzlich auch dem Vorsteher des Gesundheitsdepartements, Regierungsrat Lukas Engelberger klar geworden – spätestens , als Anwohner*innen eine Petition einreichten, die «Massnahmen gegen die ausufernde Drogenszene im Kleinbasel» fordert.

Im Gespräch mit Bajour sagt Engelberger, die Szene habe sich nicht verändert, es sei aber neu, dass die Menschen Drogen in der Öffentlichkeit zu sich nehmen. Dies sei «hochgradig unerwünscht, illegal und daher auch für uns keine gute Entwicklung». 

Wieso hat der Gesundheitsdirektor diese Entwicklung nicht rechtzeitig aufgehalten? Innerhalb des 4-Säulen-Modells ist sein Departement auch für Prävention verantwortlich. Offensichtlich hat Engelberger es in den letzten Jahren verpasst, diese auf die neue Situation anzupassen. Und das obwohl aufgrund der Werte im Abwasser klar ersichtlich ist, dass immer mehr Kokain in Basel konsumiert wird.

Basler Drogenstammtisch Teaser
Basler Drogenstammtisch 2.0

Von Heroin zu Kokain: Der Drogenkonsum hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Erfordern die Entwicklungen eine Anpassung der Drogenpolitik? Um dieser Frage nachzugehen, lässt Bajour gemeinsam mit dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel ein bewährtes Konzept aus den 1990er-Jahren aufleben. An einem Drogenstammtisch besprechen die wichtigsten Expert*innen mit der Quartierbevölkerung, wo der Schuh drückt und welche Lösungen es gibt. Der Eintritt ist frei, die Platzzahl ist beschränkt.

Wann: Mittwoch, 25.10.2023, 19 bis 20:30 Uhr

Wo: Rheinfelderhof, Hammerstrasse 61 4058 Basel

Moderation: Martina Rutschmann

Wenn Engelberger darauf verweist, dass Kokain nicht so verbreitet sei wie zum Beispiel Alkohol und Tabak, und diese die «Hauptsorgen in der Drogenpolitik» darstellten, verharmlost er die aktuelle Drogenproblematik im Kleinbasel. Es wirkt, als sei sein Departement von den jüngsten Entwicklungen böse überrascht worden.

Auf die Frage, ob er die Situation nicht habe kommen sehen, sagt er, das Problem sei in diesem Sommer «neu wieder aufgetaucht». Und Präventionsarbeit sei jetzt weniger angesagt. Wenn ein Gewaltproblem vorherrsche, sei es schwierig, präventiv zu agieren. Ausserdem sei Prävention bei einer klar illegalen Substanz «nicht ganz einfach».

Jetzt, da die Lage kompliziert ist, zeigt Engelberger vor allem auf die anderen Departemente. Ordnung und Sicherheit durchzusetzen, sei jetzt das richtige Rezept. Wenn die verschiedenen Departemente sich den Ball nur hin und her werfen, kann das 4-Säulen-Modell nicht nachhaltig umgesetzt werden. Momentan sieht es so aus, als wären wir in Basel von einer Lösung noch weit weg.

Rheinstrand Grossbasel
Liegt Basel dir am Herzen?

Uns auch! Jetzt Bajur-Member werden und unabhängigen Journalismus unterstützen.

tracking pixel

Das könnte dich auch interessieren

Kindernäscht

Ina Bullwinkel am 12. September 2025

Kindernäscht versus gesellschaftlicher Altersstarrsinn

Das Kindernäscht ist eine einmalig flexible Institution in Basel für Eltern, die Familie und Beruf unter einen Hut bringen müssen. Die drohende Schliessung des Akut-Kinderhorts ist ein Symbol für die kinderfeindliche Umgebung unserer überalternden Gesellschaft und für politischen Starrsinn.

Weiterlesen
Sabine Bucher GLP Baselland Regierungsrat Interview

Ina Bullwinkel,David Rutschmann am 12. September 2025

«Ich bin die linkeste Kandidatin in diesem Wahlkampf»

Sabine Bucher (GLP) hat es auf den frei werdenden Platz in der Baselbieter Regierung abgesehen. Im Interview gibt sie zu, dass Bildung nicht ihr Fachgebiet ist und erklärt, warum sie Eltern von einer Berufslehre überzeugen will.

Weiterlesen
Daniel Graf

Valerie Wendenburg am 04. September 2025

«Digitalisierung abzulehnen, ist keine Option»

Am 28. September wird in der Schweiz über das E-ID-Gesetz abgestimmt. Der Basler Demokratie-Aktivist Daniel Graf hatte 2021 das Referendum gegen die digitale Identitätskarte ergriffen, heute ist er überzeugter Befürworter. Warum er die E-ID heute als sicher einstuft, erklärt er im Interview.

Weiterlesen
werbungsposter littering

Michelle Isler am 04. September 2025

Hauptsache keine Zigarettenstummel?

In Basel machen derzeit Plakate auf eine Stop-Littering-Kampagne aufmerksam. Eine Petition findet, damit würde PR für die Tabakindustrie gemacht. Der Kanton widerspricht.

Weiterlesen
Valerie Wendenburg

Nach dem Studium, freier Mitarbeit bei der Berliner Morgenpost und einem Radio-Volontariat hat es Valerie 2002 nach Basel gezogen. Sie schreibt seit fast 20 Jahren für das Jüdische Wochenmagazin tachles und hat zwischenzeitlich einen Abstecher in die Kommunikation zur Gemeinde Bottmingen und terre des hommes schweiz gemacht. Aus Liebe zum Journalismus ist sie voll in die Branche zurückgekehrt und seit September 2023 Redaktorin bei Bajour. Im Basel Briefing sorgt sie mit ihrem «Buchclübli mit Vali» dafür, dass der Community (und ihr selbst) der Lesestoff nicht ausgeht.

Kommentare