Nova-Überlebende sollen jüdische Gemeinde besuchen

Zum ESC will die Israelitische Gemeinde Basel (IGB) einen Austausch mit Überlebenden des 7. Oktober organisieren. Eine Privatangelegenheit, heisst es auf Anfrage. Beim Kanton weiss man noch nicht Bescheid.

Demonstrators with Palestinian flags gather during the 'Stop Israel' demonstration between Stortorget and Molleplatsen in Malmo, Sweden, 09 May 2024. Organizers expect thousands to participant in the protest against Israel's participation in the 68th edition of the Eurovision Song Contest (ESC) at the Malmo Arena. The ESC comprises two semi-finals, held on 07 and 09 May, and a grand final on 11 May 2024. EPA/JOHAN NILSSON SWEDEN OUT
Anti-israelische Proteste begleiteten den ESC 2024 in Malmö. Auch in Basel wird der Sicherheitsbedarf hoch sein. (Bild: Keystone/EPA/Johann Nilsson)

Die aufgeheizte Lage durch den Krieg in Gaza hat im vergangenen Jahr den Eurovision Song Contest in Malmö überschattet. In den Strassen gab es anti-israelische Proteste, die israelische Sängerin Eden Golan und ihr Team verliessen das Hotel nur für Proben und Auftritte – und Israel gab sogar eine Reisewarnung für Malmö heraus.

Auch beim ESC in Basel im Mai wird die israelische Delegation vertreten sein. Die Teilnehmerin Yuval Raphael hat am 7. Oktober 2023 das Massaker überlebt, das die radikalislamische Terrororganisation Hamas unter anderem am Nova-Musikfestival anrichtete und auf das der Gaza-Krieg folgte. Es gilt als ausgemacht, dass auch während des ESC in Basel anti-israelische Proteste stattfinden werden. Doch Regierungspräsident Conradin Cramer sagt, man habe von den Erfahrungen in Malmö gelernt. Sogar die Schweizer Armee ist in die Planung miteinbezogen.

Zusätzlich zu Yuval Raphael sollen sechs weitere Überlebende des Nova-Festivals für den ESC nach Basel reisen. Das schreibt die Israelitische Gemeinde Basel (IGB) in einem Newsletter, der an Gemeindemitglieder und Unterstützer*innen geht. Die IGB will den Überlebenden einen «besonderen Aufenthalt» ermöglichen und plant deshalb einen Anlass während des ESC mit ihnen. Auch die bz berichtet darüber.

«Die Sicherheitsmassnahmen werden laufend evaluiert und bei Bedarf angepasst.» 
Maja Hartmann, ESC-Mediensprecherin beim Kanton

Man wolle gemeinsam «ein Zeichen der Solidarität und Hoffnung setzen», heisst es im Newsletter. Die IGB bittet darin auch um Spenden, um das Programm sowie die Flugtickets der Überlebenden zu finanzieren. 5000 Franken sollen dafür gesammelt werden. 

IGB-Präsidentin Steffi Bollag erklärt, dass es sich um einen privaten Anlass handle, der nicht für die allgemeine Öffentlichkeit gedacht sei. Aus Sicherheitsgründen will man bei der IGB keine weiteren Angaben zur geplanten Veranstaltung machen.

Beim Präsidialdepartement Basel-Stadt weiss man noch nichts von einer Einladung weiterer Überlebender des 7. Oktobers. Maja Hartmann, Medienverantwortliche in allen ESC-Angelegenheiten, kann entsprechend auch keine Angaben dazu machen, inwiefern der Sicherheitsaufwand und die Sicherheitskosten dadurch steigen würden. «Wir beobachten die Lage kontinuierlich und stehen im Austausch mit den zuständigen Behörden. Die Sicherheitsmassnahmen werden laufend evaluiert und bei Bedarf angepasst, um die Sicherheit aller Gäste und Teilnehmenden zu gewährleisten.» 

Die politische Dimension des Anlasses liegt auf der Hand. Ähnlich wie die israelische Delegation müssten dann auch die Überlebenden des Nova-Musikfestivals unter besonderem Schutz stehen.

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David Rutschmann

Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitik. Way too many Anglizismen.

Kommentare

A.N.
18. Februar 2025 um 08:53

Verstörend

Die Tatsache, dass eine (private!) Einladung von Überlebenden eines unvorstellbaren Massakers solch eine grosse Sache ist und die Sicherheitsmassnahmen dadurch erhöht werden müssten, zeigt doch in welcher kranken Zeit wir leben. Was ist mit der Menschheit passiert? Woher kommt dieser Hass? Wo sind das Mitgefühl und die Solidarität geblieben? Bitte lasst diese Menschen in Ruhe leben.