ESC-Partymeile? Ohne Clarakirche.

Die Tore der Kirche St. Clara mitten am «ESC-Boulevard» bleiben während der Partywoche jeweils ab dem Mittag geschlossen – aus Sicherheitsgründen, wie die Pfarrei sagt.

Clarakirche St. Clara Pfarrei
Im Mai bleibt die Kirche St. Clara an den Nachmittagen in der ESC-Woche geschlossen. (Bild: Michelle Isler)

Während des ESC hüllt sich Basel in sein festlichstes Gewand. Überall in der Stadt soll man den Eurovision Song Contest sehen und hören können, so die Vision der Organisator*innen. Im Herzen der Stadt und mitten auf dem Eurovision-Boulevard zwischen Basel SBB und Badischem Bahnhof liegt: der Claraplatz. Und obwohl dieser im bisher bekannten ESC-Rahmenprogramm eher ein Nebenschauplatz ist, reagiert die Clarakirche jetzt auf den erwarteten Trubel – mit einer Teil-Schliessung.

Das bestätigt Werner Pachinger, Vize-Präsident des Pfarreirats von St. Clara auf Anfrage. Sie hätten lange überlegt, ob sie mit der katholischen Pfarrei während des ESC auf dem Claraplatz «auch ein bisschen präsent sein könnten», sagt Pachinger. «Wir sind aber zum Schluss gekommen, dass wir voraussichtlich die Kirche aus Sicherheitsgründen jeweils ab dem Mittag schliessen werden.»

Hinter den «Sicherheitsgründen» stecken verschiedene Überlegungen. Einerseits spielen die Erfahrungen vom vergangenen Winter im Basler Münster eine Rolle. Zur Erinnerung: Während des Weihnachtsmarkts musste das Münster wegen unanständiger Tourist*innen geschlossen werden, auch zu Tätlichkeiten kam es. «Wenn so etwas sogar am Weihnachtsmarkt passieren kann, wo ja sogar ein eher ‹christlicher› Hintergrund dahintersteckt, wollten wir das Risiko während des ESC schlicht nicht eingehen.» 

Pachinger
«Denkbar ist, dass auch junge Leute kommen werden, die nicht besonders kirchenaffin sind.»
Werner Pachinger, Vize-Präsident des Pfarreirats von St. Clara

Auf Nachfrage sagt der Münsterpfarrer Lukas Kundert, dass das Münster derzeit für den ESC mit den üblichen Öffnungszeiten plane. «Weil das Münster nicht direkt an der Festivitätsachse steht, geht der Kanton davon aus, dass wir nicht überrennt werden», so Kundert. Ob im Münster ein besonderes ESC-Programm stattfinden soll, würden sie derzeit abklären, spruchreif sei aber noch nichts.

Zurück zum Clarapatz: Wie viele Leute sich während der ESC-Woche am Claraplatz aufhalten werden, wisse man zwar Stand heute noch nicht, so Pachinger. «Denkbar ist, dass auch junge Leute kommen werden, die nicht besonders kirchenaffin sind», findet er. Ausserdem könnte es sein, dass mit dem Partypublikum «auch ein gewisser Alkohol- und Drogenkonsum einher geht». Es bräuchte Sicherheitspersonal, um zu vermeiden, dass in der Kirche «schlimmstenfalls» Drogen konsumiert werden, es zu unanständigem Verhalten oder gar Vandalismus komme. «All das hat die Pfarrei schon erlebt», so Pachinger. Letztes Jahr bot die Pfarrei deshalb gar Security auf.

Clarakirche Pfarrei St. Clara
Letztes Jahr bot die Pfarrei Security auf, um im Kirchenraum für Ruhe zu sorgen. (Bild: Michelle Isler)

Sicherheitspersonal sei aber während des ESC keine Option. Einerseits, weil es eine Kostenfrage sei. «Ausserdem werden Sicherheitsleute und vor allem die Polizei sehr ausgelastet sein während des Anlasses, da hätten wir schon sehr früh planen müssen», sagt Pachinger. In den eigenen Reihen mangle es an geeigneten Aufsichtspersonen, die während des ESC zum Rechten schauen könnten. 

«Voraussichtlich werden wir deshalb ab dem Mittag schliessen», hält Pachinger fest und schiebt nach: «So leid es uns tut.» Er freue sich aber, dass die Römisch-Katholische Kirche Basel-Stadt plane, mit einem roten «Plaudersofa» am Rhein präsent zu sein. Das «Rote Sofa» ist ein Kirchen-Projekt, das schon seit 2020 besteht – und das auch dieses Jahr wieder im Frühling und Sommer am Rheinbord zum Plaudern einladen soll. Auch während des ESC.

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Michelle Isler

Das ist Michelle (sie/ihr):

Nach einem Masterstudium in Geisteswissenschaften und verschiedenen Wissenschafts- und Kommunikations-Jobs ist Michelle bei Bajour im Journalismus angekommen: Zuerst als Praktikantin, dann als erste Bajour-Trainee (whoop whoop!) und heute als Redaktorin schreibt sie Porträts mit viel Gespür für ihr Gegenüber und zieht für Reportagen durch die Gassen. Michelle hat das Basler Gewerbe im Blick und vergräbt sich auch gern mal in grössere Recherchen.

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