Gundeli, mon amour
In unserer Frage des Tages wird vor allem der starke Verkehr kritisiert, der durch das Gundeli führt. Doch das Lob für den dörflichen Stadtteil überwiegt.
Das Gundeli hat sich mit dem Gundelifest dieses Wochenende selbst gefeiert – und hat allen Grund dazu. So dominierte bei unserer Frage des Tages vor allem eines: grosses Lob. Wir wollten von unseren Leser*innen wissen, was das Gundeli braucht. 66 Prozent finden: mehr Grün, 24 Prozent: eine bessere Anbindung an die Stadt. In den Kommentarspalten zeigt sich zudem, dass viele der Bewohner*innen sich weniger Verkehr wünschten. Doch am meisten liest man von Liebesbekundungen für ein Quartier, das Dorf und Stadt zugleich ist.
So sagt beispielsweise das Gundeli-Urgestein Beatrice Isler: «Gundeli mon amour. Ich liebe mein Quartier, es hat sich unglaublich weiterentwickelt. Als ich jung war, gab es in der Güterstrasse Strassenstrich....» Insbesondere der multikulturelle Charakter wird gelobt. So meint Sandro Eggimann, den wir an der Güterstrasse angetroffen haben: «Das Gundeli ist multikulti, viele Nationen kommen und leben hier zusammen. Das gefällt mir.»
«Braucht der Rest der Stadt nicht ein bisschen mehr Gundeli?»Flavio Spaini, LDP-Vorstand und Gundelianer
Flavio Spaini, im LDP-Vorstand und Gundelianer, fragt sogar: «Braucht der Rest der Stadt nicht ein bisschen mehr Gundeli?» Und gibt die Antwort auch gleich selbst: «Ja.» Er schwärmt: «Wir geniessen hier eine gute Dichte an Anwohnenden und Arbeitsplätzen. Sie ermöglicht das Überleben der vielen und immer zahlreicheren Erdgeschossnutzungen wie kleine Restaurants oder unabhängige Läden.»
Die Anbindung, wie sie von Architektin Barbara Buser als fehlend kritisiert wird, wird von anderen gelobt. So sagt Spaini: «Wir sind direkt am Bahnhof und damit bestens angebunden. Wir haben kleine und grosse Parks und erreichen die Natur schnell, etwa auf dem Bruderholz.» Auch Christine sagt im Gespräch am Tellplatz: «Das Gundeli ist nicht abgeschnitten, nur weil die Bahngleise zmizt durch führen.» Und Ruben ten Cate, Anwohner und Leiter des Well come Fitnesscenter, sagt: «Man ist in no time mit dem Velo in der Stadt und am Rhein, es gibt gute Einkaufsmöglichkeiten und ÖV-Anbindungen.»
«Alles, was ich brauche, ist da: die kleinen und grossen Läden. Ich muss gar nicht weiter in die Stadt gehen.»Christine
Die Nähe zum Bahnhof hat aber noch einen weiteren Vorteil. Spaini sagt: «Dank dem Bahnhof und neu auch dem Bioflix können wir heute fast rund um die Uhr Lebensmittel einkaufen, wenn wir nicht gerade frische Beeren auf dem Margarethenhügel holen.» Und Christine meint: «Alles, was ich brauche, ist da: die kleinen und grossen Läden. Ich muss gar nicht weiter in die Stadt gehen.»
Dieser dörfliche Charakter könnte für andere jedoch noch stärker sein. So findet die 90-jährige Rosa, die im Gundeli in einer Senior*innen-Residenz wohnt: Das Quartier sei für alte Leute nicht schön. «Es gibt wenig Grün und wenige gemütliche Plätze, die ich mit Rollator gut erreichen kann.» Sie wünscht sich «mehr Dorfcharakter».
Auch dem Verkäufer Selkan ist es hier «viel zu laut». Er sagt: «Für mich bräuchte das Gundeli definitiv mehr Ruhe und weniger Stress.»
«Es bräuchte sicherere Kreuzungen ohne Konfliktgrün im Gundeli.»Gabriel Vetter, Schriftsteller und Kabarettist
Kritisiert wird vor allem der Verkehr. So sagt Gabriel Vetter, Schriftsteller und Kabarettist: Dieser nerve ihn. Mit Kindern im Schulalter sei es eine Herausforderung, sicher zur Schule zu gelangen, denn auch der SUV-Verkehr aus Baselland fahre durch das Quartier. «Es bräuchte sicherere Kreuzungen ohne Konfliktgrün im Gundeli.» Auch Ersin Delidag, Co-Chef Butterfly, findet: «Ohne Verkehr wäre es besser. Eine Güterstrasse ohne Autos, nur mit Tram und Velo wäre besser.»
Und Simone Busch wünscht sich mehr Veloparkplätze, vor allem rund um den Tellplatz, wo es viele verschiedene Gastronomie-Angebote gibt. «Im Sommer wird der Platz komplett mit Velos zugestellt, und das ist schade.»
Wer weiss, vielleich wird der eine oder andere Wunsch ja erhört.