Von Null auf 664 Millionen
Vor genau 50 Jahren brachte FDP-Landrat Roger Blum etwas ins Rollen, das heute noch Bestand hat. Mit seiner Motion für die Mitbeteiligung des Landkantons an der Uni Basel legte er den Grundstein für eine partnerschaftliche Universität.
Wenn anlässlich eines Jubiläums etwas aus der Vergangenheit in Erinnerung gerufen wird, dann ist die Sache auch heute noch von Bedeutung. Im Fall der heute vor 50 Jahren im Landrat angenommenen Motion Blum ist diese Bedeutung umso mehr gegeben, wurde doch die damals angeregte, ja geforderte Beteiligung des Kantons Basel-Landschaft an der Universität Basel immer wichtiger und ist heute beinahe eine Normalität.
Am 17. Mai 1973 kam es zum entscheidenden Schritt: FDP-Landrat Roger Blum, Historiker und Inhaber einer Assistenzstelle an der Basler Universität, lud die Baselbieter Regierung ein, mit Basel-Stadt über eine partnerschaftliche Trägerschaft für die Universität zu verhandeln und dem Landrat so rechtzeitig einen Vertrag zur Genehmigung vorzulegen, dass eine basellandschaftliche Beteiligung an der Führung der Universität bereits in nächster Zeit möglich ist. Die Regierung wollte den Vorstoss anfänglich auf ein weniger verbindliches Postulat runterstufen, die Motion wurde aber mit respektablen 44 gegen 10 Stimmen angenommen.
Danach ging alles schnell: Der Basler Grosse Rat begrüsste die Willenskundgebung des Landrates mit einer Resolution (Initiant war Dr. Paul Huber, CVP, ebenfalls Historiker und ebenfalls Universitätsangehöriger) und erklärte sich bereit, Mitwirkungsrechte an den Landkanton abzutreten. Die beiden Regierungen nahmen Verhandlungen auf. Der Landrat setzte eine Kommission ein, 1974 berichtete diese dem Landrat. Der Regierungsrat legte den Vertrag und ein Universitätsgesetz vor, das von einer weiteren Landratskommission beraten wurde. 1976 stimmte das Volk beidem zu, und die Beteiligung begann zu laufen.
Wie konnte Roger Blum die Mehrheit überzeugen? Zum einen argumentierte er, dass Basel-Stadt mit der Zuspitzung der finanziellen Situation der Universität die Kosten kaum mehr allein verkraften könne. Zum anderen sei es ein günstiges Zeitfenster: Im Stadtkanton werde gerade das neue Universitätsgesetz beraten, die Diskussion über die künftige Struktur der Universität sei noch offen und Baselland habe die Möglichkeit, in Verhandlungen nicht nur finanzielle Beiträge mit gewissen Mitspracherechten, sondern eine partnerschaftlich getragene und geführte Hochschule zu erwirken. Er wies zudem darauf hin, dass bald ebenso viele Studierende aus dem Baselbiet wie aus Basel-Stadt die Hochschule besuchen und den «Auswärtigen» binnen kurzem eine Zulassungsbeschränkung – ein numerus clausus – drohe.
Universitäten sind, wenn man von der stets gewachsenen Bedeutung der Bundesbeteiligung absieht, kantonale Gebilde. Insofern ist die bikantonale Trägerschaft der Universität Basel eine Besonderheit – und eine substanzielle Konkretisierung der – auch in anderen Sektoren möglichen – Partnerschaft. Die Uni-Motion von 1973 war die Initialzündung für diesen Prozess.
2007 kam eine vollständig paritätische Trägerschaft zustande. Zuvor musste die Universität auf 1. Januar 1996 aus dem baselstädtischen Staatsgebilde herausgelöst – autonom gemacht – werden. Und schon 1993 entstand mit einer vorwiegend basellandschaftlichen Trägerschaft der Förderverein Universität Basel mit dem speziellen Zweck, das Verständnis dafür zu fördern, dass eine starke Universität Basel für alle Bevölkerungskreise nicht nur der Stadt, sondern auch der Region wertvoll ist. Was «klein» begann, führte 2017 immerhin zu einem basellandschaftlichen Globalbeitrag für 4 Jahre von rund 664 Millionen Franken und dazu, dass der Unirat nun von einem Baselbieter, Beat Oberlin, präsidiert wird.
Roger Blum, der alles ins Rollen gebracht hat, wird an der kommenden GV der Uni-Alumni Basel am 13. Juni im Europainstitut zum Thema «50 Jahre Überweisung der Motion zur Universitätsbeteiligung von Baselland» referieren.
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