Missbrauch im Spitzensport: Wo bekomme ich Hilfe?
Bajour und «NZZ am Sonntag» machten Missbrauchsvorwürfe an der Ballettschule Theater Basel publik. Wohin können sich Betroffene, Angehörige oder Beobachtende in so einem Fall wenden?
Die massiven Vorwürfe an die Führung der Ballettschule Theater Basel brachten Systemfehler ans Licht, die vermuten lassen, dass Basel oder Tanzschulen nicht als einzige betroffen sind. Auch die Magglingen-Protokolle deckten Missbräuche im Spitzensport auf.
Wie kann man als Betroffene*r oder Angehörige*r in solchen Situationen vorgehen? Wir haben Tipps von Expert*innen gesammelt. Die Telefonnummern der erwähnten Institutionen findest du in einer Box am Ende des Artikels.
Unterstützung & Beratung beim Verband Darstellende Künste
SzeneSchweiz, der Berufsverband Darstellende Künste, bietet zum Beispiel Beratung und Unterstützung für Betroffene bei Machtmissbrauch und sexueller Belästigung an.
Auf der Webseite von SzeneSchweiz gibt es eine anonyme Meldeplattform, auf der man Missstände wie Machtmissbrauch oder sexuelle Übergriffe melden kann, egal ob Mitglied oder nicht.
In akuten Situationen kann man sich auch direkt per Telefon oder Mail melden. «Um diese Leistungen in Anspruch zu nehmen, muss man aber Mitglied sein», sagt Geschäftsleiterin Salva Leutenegger. «Für Personen in Ausbildung ist diese Mitgliedschaft jedoch gratis.».
Zudem bietet SzeneSchweiz eine Rechtsberatung und Rechtsschutz an, letzteres gelte aber nur für zahlende Mitglieder, sagt Leutenegger.
Reden bei zu viel Druck
Markus Pfisterer, Leiter Ethikverstösse bei Swiss Sport Integrity, gibt Antworten in Bezug auf alle Spitzensportarten. Man erkenne zu hohen psychischen Druck, wenn man sich nicht mehr wohlfühlt oder das Training keinen Spass mehr mache, meint Pfisterer.
Er räumt zwar ein, dass ein gewisser Druck zum Spitzensport dazu gehöre, dieser dürfe aber nicht dazu führen, dass es einem schlecht gehe. In solchen Situationen sei es wichtig, mit Vertrauenspersonen wie den Eltern zu reden, vorausgesetzt, dies ist möglich.
Interne Ansprechpersonen in den Institutionen solle man ebenfalls in Anspruch nehmen, sofern es solche gibt.
Öffentliche Anlaufstellen
Auch Salva Leutenegger von SzeneSchweiz empfiehlt, mit Vertrauenspersonen zu reden. «Vorgesetzte oder Lehrpersonen fallen in Fällen von Mobbing oder sexueller Belästigung jedoch schnell weg, wenn man Missbrauch ausgesetzt war», ergänzt sie. Deshalb empfiehlt Leutenegger öffentliche Fachstellen zu Mobbing oder sexueller Belästigung.
In Notsituationen dürfe man auch die Dargebotene Hand nicht vergessen, schliesst sie ab. Markus Pfisterer weist ebenso auf Anlaufstellen hin. Er erwähnt als Beispiel die Opferhilfe, die es in jedem Kanton gibt.
Bei Missbrauch von Trainer*innen melden
Bei Mobbing oder sexueller Belästigung von Trainer*innen könne man sich bei Swiss Sport Integrity melden, auch im Rahmen einer Erstberatung, betont Markus Pfisterer, genau dafür wäre die Anlaufstelle da.
Man solle in diesen Fällen unbedingt mit Vertrauenspersonen reden, aber in Fällen von sexueller Belästigung brauche dies viel Mut, führt Pfisterer verständnisvoll fort.
In der Ausbildung zur Lehraufsicht
Das Erziehungsdepartement gibt auf Anfrage an, wenn man mit Problemen während einer Lehre konfrontiert sei, könne man sich bei der verantwortlichen Lehraufsicht melden.
Auf der Webseite von Pro Juventute wird in einem Artikel das Thema Mobbing in der Lehre thematisiert. Pro Juventute appelliert, schnell nach Hilfe zu fragen und Belege für das Mobbing zu sammeln. Man solle sich an Vertrauenspersonen wie den Berufsbildenden wenden, wenn diese Person jedoch selbst für das Mobbing verantwortlich ist, wird auch auf die Lehraufsicht verwiesen. Ausserdem bietet Pro Juventute eine Elternberatung an.
- Lehraufsicht Basel-Stadt: 061 267 88 29
- Opferhilfe beider Basel: 061 205 09 10
- SzeneSchweiz: 044 380 77 77
- Swiss Sport Integrity: 031 550 21 00
- Fachstelle Mobbing: 044 450 10 16
- Die Dargebotene Hand: 143
- Pro Juventute: 147
- Elternberatung Pro Juventute: 058 261 61 61
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