Peter Knechtli: «Diskussion um die Medienförderung muss weitergehen»
Die Schweiz sagt Nein zum Medienfördergesetz. Peter Knechtli, Gründer von OnlineReports, habe das so erwartet, sagt er. Die im Abstimmungskampf angestossene Debatte dürfe jetzt nicht versiegen.
Peter Knechtli, was sagen Sie zum Abstimmungsresultat?
Ich habe erwartet, dass national ein knappes Nein rauskommt.
Und in Basel-Stadt ein Ja?
Meines Wissens hat die Vorlage nicht nur in Basel sondern auch in anderen grossen linken Städten Zustimmung erhalten. Ganz im Gegensatz zu ländlichen Regionen.
Wie erklären Sie sich diesen Unterschied?
Ich habe erwartet, dass sich das Problem in den Städten stärker akzentuiert, dort ist die Mediensituation fragil. Auch weil offen ist, wie es mit den Printmedien weitergeht und wie Onlinemedien nachhaltig überlebensfähig sind.
Aber die Randregionen können doch überhaupt froh sein, wenn sich noch ab und zu ein*e Journalist*in in ihr Dorf verirrt, zugespitzt.
Auf dem Land hat man sich, dünkt es mich, schon mehr oder weniger damit abgefunden, dass die Regionalmedien nicht mehr so richtig präsent sind. Ich will damit nicht sagen, dass diese ihren Job nicht gut machen, aber der Mikro-Lokalbereich kann hier einfach kaum mehr Beachtung finden. Das heisst, es wird nicht mehr über winzige Gemeindevorgänge berichtet und damit hat die Bevölkerung sich abgefunden. Ich persönlich würde mir von den Lokalmedien mehr kommunale Informationen wünschen, so wie es Gemeindeanzeiger leisten.
«Auf dem Land hat man sich, dünkt es mich, schon mehr oder weniger damit abgefunden, dass die Regionalmedien nicht mehr so richtig präsent sind.»Peter Knechtli, Journalist und Gründer OnlineReports
Der Kanton Basel-Stadt hat ja gesagt. Glp-Nationalrätin Katja Christ fordert jetzt eine kantonale Medienförderung in Form von Gutscheinen und auch die Primenews-Redaktion, die im Nein-Komitee war, könnte sich das vorstellen. Was sagen Sie dazu?
Das ist jetzt so eine Frage, die auf die Interessen von Bajour zielt, oder?(lacht) Nur damit meine Position klar ist, ich bin nicht gegen eine staatliche Medienförderung, sondern dagegen, dass kostenlose Onlineportale in dieser Vorlage so diskriminiert wurden. Ich bin selbstverständlich der Meinung, dass es jetzt an den Kantonen ist, sich ernsthaft mit der Medienförderung auseinanderzusetzen. Bis jetzt haben sie die Hand im Sack gemacht und es gut gefunden, dass sich der Staat um das Thema kümmert. Aber jetzt müssen sich die Kantone, nicht nur Basel, darüber Gedanken machen, wie sie Onlinemedien fördern wollen.
Haben Sie einen Vorschlag?
Ich finde, man muss nicht nur Geld entgegennehmen, sondern dafür auch einen Gegenwert bieten. Also in diesem Fall müsste der Staat einen Gegenwert erhalten. Bei OnlineReports könnte das so aussehen: Der Staat erhält eine Art Plakatfläche auf der Website, wo er zu seinen Themen kommunizieren kann.
Würde das nicht denjenigen in die Karten spielen, die jetzt mit dem Vorwurf der “Staatsmedien” politisiert haben?
Also dieses Argument der Staatsmedien habe ich ja nie verstanden. Es muss einfach eine klare Abtrennung geben zwischen dem, was Support mit Gegenleistung ist, und was die redaktionellen Inhalte.
«Diese Diskussion stösst ein Bewusstsein an, das in die Öffentlichkeit gehört.»Peter Knechtli, Journalist und Gründer OnlineReports
Sind Sie froh, dass die Medien jetzt wieder über etwas anderes berichten können und wir wieder Journalist*innen sein können?
Ganz und gar nicht. Erstens haben wir ja in der letzten Zeit ja auch über alles andere berichtet. Zweitens bin ich vollkommen der Meinung, dass diese Diskussion überfällig war. Sie stösst ein Bewusstsein an, das in die Öffentlichkeit gehört. Weil es klar ist: Wenns keine journalistische Medien mehr gibt, dann gibts nur noch Propagandasprachrohre.
Wie geht es bei OnlineReports jetzt weiter?
Wir wollen unser aktuelles Modell von OnlineReports zwar weiterführen, auch aus Loyalität gegenüber unseren Leserinnen und Lesern. Aber wir wollen sie dazu bringen, dass sie auch bereit sind, dafür etwas zu bezahlen. Und: Teilweise haben die Medien, die Nein gesagt haben, Geldgeber oder Abhängigkeiten, die sie nicht nennen und da finde ich es wichtig, dass eine gewisse Transparenz geschaffen wird. Die Diskussion muss also ganz klar weitergehen.
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