Isabelle Krieg – Was unterscheidet die entspannte Frau von Jesus?

Für die zehnte Folge des Kulturpodcasts «FRIDA trifft» haben wir Isabelle Krieg bei ihrer Einzelausstellung in Altdorf im Haus für Kunst Uri getroffen. Sie hat uns von ihrem langen Weg von der Alp bis in die Kunstwelt erzählt und davon, wie sie trotz Misstrauen gegenüber Akademien Künstlerin geworden ist.

Isabelle Krieg
Möchte die entspannte Frau zur Ikone machen: Künstlerin Isabelle Krieg. (Bild: Mathias Balzer)

Vor dem Haus der Kunst Uri in Altdorf schwimmt derzeit eine Frau im Teich des Vorgartens; entspannt liegend blickt sie gegen den Himmel. Im Innern des Museums begegnen wir ihr als Porzellanfigur wieder. Die entspannte Frau ist ein Sinnbild für das Schaffen der Schweizer Künstlerin Isabelle Krieg. In ihrem Werk treffen die Katastrophen und Bedrohungen der Zeit, politisches Engagement oder Existenzängste auf poetischen Witz, Lebensfreude und – speziell im Fall dieser Ausstellung – auf das Prinzip Hoffnung.

laufender Blumenstrauss
Jede Woche steckt Krieg neue Blumen in den Strauss und nimmt die verwelkten raus. (Bild: Helena Krauser)

«Active Hope» ist denn auch der Titel der Schau, die zahlreiche grosse Installationen der Künstlerin zeigt: Etwa eine Nachbildung von Putins groteskem Riesentisch, bestückt mit Tassen, die mit Porträts bekannter Persönlichkeiten bemalt sind. Oder ein riesiges Collier aus Weltkugeln, von denen aber nur eine leuchtet.

«Ich hatte immer sehr grosses Misstrauen gegenüber der Idee, freie Kunst zu studieren.»
Isabelle Krieg

Im Estrich windet sich eine gigantische Nabelschnur ins Leere; und ein Raum tiefer sehen wir das Langzeitprojekt mit Dutzenden Blumensträussen, welche die Künstlerin seit Jahren jede Woche erneuert.

Tisch, Isabelle Krieg
Der schwarze Tisch hat die selben Masse wie der überdimensionale Tisch von Putin. (Bild: Mathias Balzer)

Isabelle Krieg erzählt im Gespräch mit Helena Krauser und Mathias Balzer, wie sie, nach einem gewundenen, auch beschwerlichen Weg, als Autodidaktin Künstlerin und Performerin geworden ist. Und sie sagt:

«Ich hatte immer sehr grosses Misstrauen gegenüber der Idee, freie Kunst zu studieren. Wieso muss ich das studieren? Ich mach das einfach selbst! Die freien Kunstklassen waren mir suspekt, zumindest damals in Luzern. Es hat mich zwar gelockt, aber gleichzeitig abgestossen. Ich wusste: Das will ich auch, aber ich mache das selber.»

Und Isabelle Krieg verrät uns auch, warum sie seit den Neunzigerjahren ihre Lebenstage zählt, und warum sie manchmal denkt: «Eigentlich wollte ich etwas anderes.»


Basel Briefing

Das wichtigste für den Tag
Jetzt Abonnieren
Jetzt Member Werden

Das könnte dich auch interessieren

Keramik Kollektiv Regal

Jelena Schnüriger am 28. August 2024

Gedreht, gegossen, gebrannt

Das «Keramik Kollektiv» öffnet im Matthäusquartier seine Türen: ein neues Zuhause für die Kunstwerke der sechs Gründerinnen des Kollektivs. Im Laden wird ausschliesslich lokal produzierte Keramik präsentiert. Damit wollen sie eine Lücke in Basel schliessen.

Weiterlesen
With Agnes Denes' Honoring Wheatfield - A Confrontation

Helena Krauser am 15. August 2024

Das Werk wird zu Mehl

Das Weizenfeld auf dem Messeplatz war noch vor ein paar Wochen ausschliesslich eine viel beachtete Installation der renommierten Künstlerin Agnes Denes. Zwischenzeitlich schien sein Fortbestehen in Gefahr und die Künstlerin selbst meldete sich aus New York zu Wort. Nun ist das Korn reif und die kollektive Ernte steht an.

Weiterlesen
IMG_1180

Helena Krauser am 02. August 2024

Von der Kollaboration zur Konfrontation

Das Künstler*innen-Kollektiv «Unofficial Hiking Society AG» wurde vom Kunstmuseum Basel für eine Institutionskritik angefragt. Die Zusammenarbeit lief nicht wie gewünscht. Nun erarbeitet das Kollektiv eine Petition, um die Kulturlandschaft grundsätzlich zu ändern.

Weiterlesen
Helena Krauser

Das ist Helena (sie/ihr): Helena hat Kultur studiert, um über Kultur zu schreiben, während dem Studium aber in so vielen lokalen Redaktionen gearbeitet, dass sie sich in den Lokaljournalismus verliebt und die Kultur links liegen gelassen hat. Nach Bachelor und Praktika startete sie den zweiten Anlauf zur Versöhnung mit der Kunst, ein Master in Kulturpublizistik sollte es richten. Dann kam das Leben (Kinder, Festanstellung bei der bz) dazwischen. Finally beim FRIDA Magazin gab’s dann kurz richtig viel Kultur und die Entdeckung, dass mehr eben doch besser ist. Deshalb macht sie bei Bajour jetzt beides.

Kommentare