Unter der blau-weiss-roten Flagge

Nach einer turbulenten Kriegszeit wechselt das Elsass 1945 zum letzten Mal bis heute seine Landesfahne und wird wieder französisch. Das macht die Frage nach der Identität für die Menschen in Neuwiller nicht weniger kompliziert.

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Im Teil 5 der «Marylène» ist der Krieg zu Ende: 1945 gesteht Deutschland die Niederlage ein und muss sich aus den besetzten Gebieten zurückziehen. Im Elsass, auch in Marylènes Heimatdorf Neuwiller, weht wieder die blau-weiss-rote Flagge: Marylène erzählt, wie dort der französische Nationaltag in diesem Sommer ausgiebig gefeiert wird, wie die Dorfbewohner*innen, die während der Kriegszeit deportiert wurden, bald darauf zurückkehren.

Eine lange Reise hat die Protagonistin des Podcasts mit dem Rest der Neuwiller*innen bis zu diesem Punkt gemacht: 1939 wurden die Bewohner*innen des Dorfes im Dreiländereck von der französischen Regierung nach Südfrankreich gebracht, weil die Bevölkerung an der Grenze zu Deutschland vor einem möglichen Angriff geschützt werden sollte. Und tatsächlich nahm das nationalsozialistisch regierte Land nicht einmal ein Jahr später einen Grossteil von Frankreich ein, während die Elsässer*innen in einer ganz anderen Ecke Frankreichs zu beweisen versuchten, dass sie trotz ihres Dialektes keine «Boches», also keine Deutschen waren.

Marylène
Marylène

Vor 84 Jahren, am 1. September 1939, stand im elsässischen Neuwiller ein Angriff Deutschlands kurz bevor. Das kleine Dorf an der Grenze zur Schweiz wurde innert weniger Stunden ins Landesinnere evakuiert – und mittendrin: Marylène. Sie ist die Protagonistin der Serie und erzählt, wie sie mit 30kg Gepäck innert weniger Stunden ihre Heimat verlassen musste, wie fremd ihr die französische Sprache an ihrem Ankunftsort war, und wie ihr Dorf nach einem Jahr zurück ins Elsass musste – das dann allerdings von Deutschland besetzt war.

Genau diese Frage nach nationaler Identität blieb im weiteren Kriegsverlauf besonders wichtig, als NS-Deutschland 1940 die Elsässer*innen wieder zurück in ihre Heimatregion und die jungen Männer aus der Region gleich an die deutsche Front bestellte: «Der Elsässer war im Herzen immer französisch», erklärt Marylène und erzählte der Podcastproduzentin Livia Grossenbacher, wie die 17-jährigen Jungs aus Neuwiller lieber in die Schweiz flüchteten und sich von dort aus freiwillig für die französische Armee meldeten, als für Deutschland zu kämpfen.

Und nun ist der Krieg also vorbei, das Elsass französisch – und alles ist wie vorher? 

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Die Podcast-Serie über die Geschichte von Marylène und ihr Dorf Neuwiller wirft in ihrer letzten Folge grosse Fragen auf: Wie geht Frankreich nach Kriegsende mit diesem komplizierten Stück Geschichte um? Was bedeutet die Kriegszeit für das Land, fürs Elsass und für Marylène, und was macht die Erinnerung daran mit den Beteiligten? Auf Spotify und Apple Podcast ist der Teil 5 der Serie ab sofort für dich online – und damit der ganze Podcast (für alle, die ihn gerne am Stück hören).

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