Mehr Geld für Kitas?

Einen Kita-Platz zu finden, ist nicht einfach und oft auch teuer. In Bern diskutiert die Bildungskommission des Ständerats deshalb über Kita-Subventionen. Wie sehr das Thema bewegt, zeigt unsere Frage des Tages. Hier will jede*r mitreden – vom Mami bis zum Ständeratskandidat.

Titelbild Kitas
Prominente Stimmen melden sich. (Bild: Pixabay, Grosser Rat Basel-Stadt, zVg Collage: Bajour)

Kitas sind teuer, nicht jede*r kann sich diese Form der Kinderbetreuung leisten. Bundesbern hat sich dem Problem angenommen. Der Nationalrat hat sich dafür ausgesprochen, dass der Bund mit einer Investition von 700 Millionen Franken 20% der Elternbeiträge für Kita-Plätze übernehmen soll. Heute diskutierte die Bildungskommission des Ständerats den Vorschlag. 

Der Gemeindepräsident von Blauen Michael Fuchs würde sich über finanzielle Unterstützung vom Kanton und dem Bund freuen (Bajour berichtete). Und nicht nur er, auch viele andere betrifft dieses Thema. Das sieht man an der Diskussion zu unserer Frage des Tages, ob der Staat mehr Geld in die Kitas stecken soll. Bei den Politiker*innen sind die Subventionen umstritten, unsere Community hat eine klare Präferenz:

88% der Bajour-Leser*innen finden, es brauche mehr Unterstützung. Auch die Grünen-Ständerätin Maya Graf ist dieser Meinung. Bezahlbare Krippenplätze würden dazu führen, dass Eltern ihre Arbeitspensen erhöhen könnten und so mehr verdienten und besser für ihre Rente sorgten. Auch sei es «ein wichtiger Beitrag zum Fachkräftemangel».

  • Slide Maya Graf

  • Slide Inäbnit

Grafs Herausforderer bei den anstehenden Ständeratswahlen, Sven Inäbnit, wollte das nicht so stehen lassen und hat selbst in die Tastatur gehauen. «Die Entlastung der Familien ist insgesamt wichtig», sagt der FDP-Landrat. Es brauche aber nicht nur Subventionen, sondern auch eine Abschaffung der steuerlichen Heiratsstrafe. SVP-Nationalrat Thomas de Courten stellt sich gegen die dominierende Meinung. Er findet: «Kita-Subventionen diskriminieren Eltern, die sich für ein traditionelles Familienmodell entscheiden.»

Thomas de Courtens Statement löst in der Bajour-Community Unverständnis aus. So antwortet Leserin Christina Burger-Núñez «Diskriminierung ist, wenn man sich das nicht leisten kann». Leser Peter Sutter findet, wenn dann würde das «natürliche Familienmodell» die Frauen ohne Erwerbsarbeit diskriminieren: «Die gratis Care- und Hausarbeit ist nichts anderes als Ausbeutung zugunsten des Systems.»

Politiker*innen aus dem Stadtkanton schalten sich ebenfalls ein. «Kinder benötigen Betreuung während der Arbeitszeit ihrer Eltern», schreibt GLP-Grossrätin Sandra Bothe, dabei sei die Qualität der Betreuung von Bedeutung. Deshalb sei es wichtig, die Arbeitsbedingungen der Kita-Mitarbeitenden zu berücksichtigen. Der Soziologe Martin Hafen schlägt ähnliche Töne ein: «Es gibt keine fachliche Begründung, dass Kitapersonal schlechter bezahlt sein sollten als Lehrkräfte im Gymnasium»

  • Slide Sandra Bothe

  • 2023-08-22 Fdt Quotes-5

SP-Grossrätin Edibe Gölgeli plädiert für mehr Finanzierung – damit ist sie auf Parteilinie. Die SP hat sich bezahlbare Betreuung auf die Fahne geschrieben. Ihre Parteikolleg*innen im Baselbiet forderten gar Gratisbetreuung für alle Familien. Baselland arbeitet deshalb an einem Gegenvorschlag zur SP-Initiative bis 2025. Gölgeli kommentiert: «Frühkindliche Bildung ist von grosser Bedeutung, um Kindern Fähigkeiten zu vermitteln, die für den späteren Lebens- und Schulerfolg relevant sind.» Es müssten Betreuungsangebote geschaffen werden, die qualitativ hochwertig sind. Diese sollten insbesondere für einkommensschwache Haushalte leicht zugänglich sein.

2023-08-22 Frage des Tages-1
Was denkst du?

Die ganze Diskussion zu unserer Frage des Tages kannst du 
hier...

...nachlesen
Herz Stern
Wir wollen dich und deine Meinung!

Unterstütze Bajour und werde Member.

Das könnte dich auch interessieren

David Rutschmann und Christophe Schneider

David Rutschmann am 18. November 2024

«Ich habe mir für die Einbürgerung keinen Timer gestellt»

Deutsche sind die grösste ausländische Diaspora in Basel, sie machen neun Prozent der Basler Bevölkerung aus. Zwei von ihnen: Christophe Schneider, der sich seit sechs Jahren nicht einbürgern lässt, und David Rutschmann, der noch acht Jahre warten muss. Ein Gespräch über das Ausländer*innenstimmrecht, Bürokratie und Zugehörigkeit.

Weiterlesen
Christophe Haller (FDP), Tamara Hunziker (FDP), Markus Grob (SVP), Franziska Stier (BastA), Christian Heuss (SP), Emélie Dunn (Grüne), Alexander Gröflin (SVP), Miriam Dürr (SP), Hannes Hui (SP), Marina Schai (Mitte) und Martin Leschhorn (SP).

Ernst Field,David Rutschmann am 13. November 2024

Das Nachrückenden-Parlament

In der kommenden Legislatur werden wahrscheinlich einige altgediente Grossrät*innen wegen der Amtszeitsbeschränkung zurücktreten. Wir haben jetzt schon jene Politiker*innen getroffen, die für sie nachrücken würden.

Weiterlesen
Trump ist wieder da Kommentar

Ina Bullwinkel am 08. November 2024

Die Abgehängten an Bord holen

Auch die US-Wahlen zeigen: Die progressive Linke findet kein Mittel mehr, die zu erreichen, die sich wirtschaftlich zunehmend abgehängt und moralisch unterlegen fühlen: Männer. Ein Kommentar von Chefredaktorin Ina Bullwinkel.

Weiterlesen
Gastkommentar Patricia von Falkenstein-1 (1)

Patricia von Falkenstein am 08. November 2024

Für faire Regeln und gegen Missbrauch!

Die beiden Mietrechts-Vorlagen zur Untermiete und zum Eigenbedarf sorgen für faire und klare Regeln, schaffen Rechtssicherheit und schützen vor Missbrauch. Davon profitieren insbesondere auch Mieterinnen und Mieter, schreibt Nationalrätin Patricia von Falkenstein.

Weiterlesen
Ernst Field Autorenbild

Das ist Ernst (er/ihm):

Ernst hat als Praktikant bei Bajour gestartet, wurde dann vom Studieren abgehalten und als Trainee verpflichtet. Ernst ist mittlerweile aufstrebender Junior-Redaktor für Social Media. Wenn er nicht gerade mit dem rosa Mikrofon in der Stadt rumspringt, Glühwein testet oder Biber jagt, stellt er kluge Fragen in seinem Podcast «Ernsthafte Gespräche». 2024 wurde Ernst vom Branchenmagazin Journalist:in unter die «30 unter 30» gewählt.

Kommentare