Vom Sofa aus an die Cha Cha Cha Party

Das Haus der elektronischen Künste hat am Dienstagabend ihre Art Basel Reception zur Ausstellung «Collective Worldbuilding – Kunst im Metaversum» veranstaltet. Es wurde getanzt – physisch und virtuell.

HEK Danceparty
Das virtuelle Tanzbein wird mitgeschwungen. (Bild: Ernst Field)

Es wird getanzt im Keller des Hauses der Elektronischen Künste (HEK). QR-Code gescannt, bewegt man sich mit dem Handy in der Hand. An der Leinwand hinter dem DJ erscheint ein eigener Avatar, der tanzt, wenn man selbst tanzt. Es steigt eine Metaverse Danceparty. Aber wieso?

Am Dienstagabend veranstaltete HEK ihre Art Basel Reception zur Ausstellung «Collective Worldbuilding – Kunst im Metaversum». In dieser wird sowohl physische als auch digitale Kunst ausgestellt, die sich auf verschiedene Arten erfahren lässt.

Was kann man von der Ausstellung erwarten? Die beiden Kurator*innen geben Antwort:

Die Ausstellung ist vielfältig. In einer Ecke steht ein Schreibtisch mit Gaming-Setup, wie man ihn aus dem Zimmer eines Jugendlichen kennt. Dort kann man am PC eine virtuelle Welt erkunden. An einer Wand hängen gemalte Bilder mit Motiven, die einen an das Digitale, an Kryptowährungen, an NFTs denken lassen. Anderswo hängt eine Virutal-Reality-Brille, mit der man seine Sinne vollumfänglich mit Zukunftsmusik betäuben lassen kann.

Ölgemälde von Simon Denny HEK
Simon Denny Ölmgemälde: Metaverse Landscapes (Bild: Ernst Field)

A propos Sinne betäuben: Das eigentliche Happening findet sich vor den Türen des HEKs. Dort hat sich eine Menschenmenge versammelt, die der Musik des reflektierenden DJ-Pults lauscht und einen Aperitif trinkt. Die Gäste sind durchmischt – manche jung, manche alt, manche arty angezogen, manche stinknormal. Heute geht es hier nicht nur um die Ausstellung, sondern auch ums Feiern.

DJ Pult HEK
Die eigene Reflektion im DJ-Pult, diesmal nicht per Beamer. (Bild: Ernst Field)

Nach dem genüsslichen Apéro trudeln die Gäste gegen 22 Uhr zur Metaverse Cha Cha Cha Dance Party. Jetzt wird getanzt. Physisch und virtuell. Man kann sich sogar von zu Hause zuschalten. Die Kuratorin Sabine Himmelsbach erklärt: «Man kann einen QR-Code scannen und sich einen Avatar aussuchen», dann könne man physisch tanzen und als Projektion seinen Avatar tanzen sehen. Sie nennt es ein «inbetween» zwischen Realem und Virtuellem. 

Dem Künstler Babusi Nyoni sei es wichtig gewesen, «ein Metaverse zu schaffen, das einfach zugänglich ist», führt Himmelsbach aus, so brauche man keine teuren VR-Brillen, sondern könne mit dem Mobiltelefon mitmachen. Boris Magrini, ebenso Kurator der Ausstellung, betont noch, dass Nyoni extra auch nicht-«europäische Avatare» designt habe, denn auch im Metaverse «gibt es diese Stereotypen».

Die Moves der Avatare sind nicht die gleichen, die man selbst tanzt. Die projizierten Figuren sind extravaganter. Eine macht den Handstand. Es ist eine spassige Angelegenheit, sich selbst anzuschauen, während man sich von der Musik treiben lässt. Ein paar Besucher*innen bewegen nur ihre Hände. Für den Avatar reicht das als Signal zum Tanzen. Aber die Nacht ist noch jung, die Menschen haben genug Zeit, noch einen draufzulegen.

Herz hört hin
Mit dir in die Zukunft

Unterstütze Bajour und werde Member

Das könnte dich auch interessieren

Tanz GIF BajourBeat Brainchild

Jan Soder am 16. Dezember 2024

Brainchild – «In the Darkness»

Das Pop-Trio meldet sich nach zwei Jahren scheinbarer Pause mit einer nostalgischen Hymne zurück und verspricht noch mehr neue Musik und zwar «nicht wenig».

Weiterlesen
Gastkommentar Dan Wiener-1

Dan Wiener am 15. Dezember 2024

Kultur wird immer mehr politisch verkauft

In der Causa Leila Moon und die Absage des Basler Kulturförderpreises an die DJ wurde über die Frage debattiert, ob Kulturförderung politisch ist. Kulturunternehmer Dan Wiener bejaht dies in seinem Gastkommentar und plädiert dafür, Preise für künstlerische Inhalte und nicht für politisches Verhalten zu vergeben.

Weiterlesen
Bildschirmfoto 2024-12-14 um 19

Felix Schneider am 14. Dezember 2024

Adelinas Unglück

Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss hat aus seinem Roman «Die Krume Brot» ein Theaterstück gemacht. Das Basler Theater gestaltet damit einen auf weite Strecken grossartigen Abend.

Weiterlesen
Wochenkommentar Leila Moon

Ina Bullwinkel am 13. Dezember 2024

Verlierer*innen, wo du hinschaust

Was bleibt übrig von der knapp einmonatigen Diskussion um die Vergabe des Kulturförderpreises an Leila Moon? Eine Jury, die sich und die Künstlerin angreifbar gemacht hat. Ein Amt für Kultur, das sich wieder einmal rechtfertigen musste. Und eine Künstlerin, an der nun ein Image haftet, das nur schwer zu revidieren ist. Ein Kommentar von Chefredaktorin Ina Bullwinkel.

Weiterlesen
Ernst Field Autorenbild

Das ist Ernst (er/ihm):

Ernst hat als Praktikant bei Bajour gestartet, wurde dann vom Studieren abgehalten und als Trainee verpflichtet. Ernst ist mittlerweile aufstrebender Junior-Redaktor für Social Media. Wenn er nicht gerade mit dem rosa Mikrofon in der Stadt rumspringt, Glühwein testet oder Biber jagt, stellt er kluge Fragen in seinem Podcast «Ernsthafte Gespräche». 2024 wurde Ernst vom Branchenmagazin Journalist:in unter die «30 unter 30» gewählt.

Kommentare