Von der Headhunterin zur Weinhändlerin

«Cava Hispania» setzt seit 25 Jahren auf spanische Weine. Seit Januar führt eine jüngere Generation das Weingeschäft und möchte Bewährtes beibehalten, aber auch Neues entwickeln. Die beiden neuen Inhaberinnen setzen etwa auf mehr Verkostungen.

«Cava Hispania»
Nora Page, und Sira Henschen im «Cava Hispania» (Bild: James Page/Cava Hispania)

«Mein Vater macht eigentlich etwas ziemlich Cooles», merkte Sira Henschen, als sie sich beruflich mehr und mehr mit Wein beschäftigte. Mit Erfahrungen als Schauspielerin, Headhunterin und Hotelfachfrau hatte sie lange nicht geahnt, dass sie einmal den Laden übernehmen würde. Dabei hatte sie ihr Weg – zumindest rückblickend – dorthin geführt. Schon früh erlebte sie, wie viel Zeit ihr Vater in die Auswahl eines guten Weines investierte und wie viel Leidenschaft in dem Beruf stecken kann. Bereits vor 25 Jahren hatte Felix Henschen «Cava Hispania» gegründet und seine Begeisterung nach und nach an die Tochter weitergegeben. 

Nun führt sie seit Januar 2025 gemeinsam mit Nora Page das Geschäft weiter. Mit ihrem Umzug an den Leonhardsgraben soll «Cava Hispania» eine neue Heimat finden und auch ein neues Narrativ. Das Ziel: Bewährtes soll bleiben, Neues entstehen.

Der Weg zum Wein

Auch Nora Page hatte beruflich zunächst eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Dass die studierte Stadtplanerin auf den Wein gekommen ist, hat sie eher dem Zufall zu verdanken. Nach ihrem Studium in Berlin zog es sie zurück in die Schweiz – ohne Job, aber mit einer Liebe zur Gastronomie. Als Henschen sie fragte, ob sie bei «Cava Hispania» einsteigen wolle, war es für Nora ein Abschied von ihrer alten Berufswelt – und der Einstieg in die Welt des Weines. «Fremd war mir diese Welt nicht. Wein war immer Bestandteil meines Lebens», sagt Page.

Cava Hispania
Neu ist das «Cava Hispania» am Leonhardsgraben beheimatet (Bild: James Page/Cava Hispania)

Heute sind sich beide einig, dass Wein mehr ist als nur ein Konsumgut: «Es ist ein wunderschönes Gewerbe. Wenn man mit Weinproduzent*innen und -geniesser*innen spricht, spürt man immer eine Leidenschaft. Der Wein hat dann eine Geschichte und der Genuss ist ein Erlebnis.» Was den Inhaberinnen wichtig ist, ist die enge Verbindung zu den Produzent*innen. «Wir importieren fast alles direkt, wir kennen unsere Winzer persönlich», betont Henschen. Sie reisen regelmässig nach Spanien, besuchen die Weingüter, tauschen sich aus. «Es ist uns wichtig zu wissen, wie der Wein entsteht, wer dahinter steht.» Manche Produzent*innen begleitet der Laden schon seit zwei Generationen, andere wurden erst kürzlich entdeckt.

«Wir haben gemerkt, dass wir etwas ändern müssen.
Sira Henschen, Co-Inhaberin «Cava Hispania»

Welchen Wein können die beiden aktuell besonders empfehlen? Den «Guîmaro, Finca Meixemann» aus der Ribeira Sacra in Galizien, den sie auf einer Messe entdeckt haben. Den gibt es in der Schweiz bisher nur bei ihnen, erzählen sie. «Der Produzent legt den Fokus auf das Handwerk, statt auf Marketing. Das hat uns begeistert.»

Von der Familiengeschichte zur eigenen Handschrift

Bei aller Begeisterung für ihr Produkt – die Übernahme der Weinhandlung war kein einfacher Schritt. «Cava Hispania» war eng mit Henschens Vater verbunden. «Es war nicht einfach, unser eigenes Narrativ zu entwickeln», erzählt sie. «Es ist eine Herausforderung, eine eigene Handschrift in einen Betrieb zu bringen, der so von einer Person geprägt wurde.»

Ein Jahr, nachdem Page in der Weinhandlung angefangen hatte, wussten beide: «Wir funktionieren als Team.» Page fokussiert sich auf Zahlen und Buchhaltung, Henschen widmet sich dem operativen Geschäft. Ihre Freundschaft hilft ihnen, Herausforderungen gemeinsam zu meistern. «Ich vergebe leichter, wenn ich mit Freunden arbeite», sagt Henschen, «und wir können gut streiten.»

Der Umzug: Ein strategischer Schritt

Die Pandemie hatte ihnen gezeigt, dass sie sich nicht allein auf Gastronomiekund*innen verlassen konnten. Plötzlich fiel ein Gros der Kundschaft weg, dafür spazierten immer wieder Privatpersonen zufällig in den Laden. «Wir haben gemerkt, dass wir etwas ändern müssen. Der Weinmarkt ist übersättigt, der Pro-Kopf-Konsum von Rotwein sinkt insgesamt.» Dazu kommt ein hoher Konkurrenzdruck. Das Basler Handelsregister listet 34 Einträge für Weinhandlungen. Wie in fast allen Branchen verlagert sich ein zunehmender Teil des Handels in den Online-Bereich.

Trends, denen «Cava Hispania» mit den neuen Räumlichkeiten entgegentreten will. Der Fokus: Neben dem Erhalt von Stammkund*innen aus der Gastro wie dem Trois Rois, der Markthalle oder auch dem Schmalen Wurf wollen Page und Henschen vermehrt Privatpersonen ansprechen. Am neuen Standort soll es künftig mehr Verkostungen geben, ihr Laden, wünschen sich Henschen und Page, soll auch ein Ort der Begegnung werden. 

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