Nichtwähler*innen würden Laurin wählen
Das Bajour-Nichtwähler*innen-Parlament hat mittels Smartvote-Fragebogen für jeden Wahlkreis einen Liebling gekürt.
Nach dem ersten Treffen im Real Life hat sich die Debatte im Bajour-Nichtwähler*innen-Parlament in die virtuelle Welt verlagert. Der politische Schlagabtausch zwischen den Menschen, die zwar mitdenken, bei Wahlen aber (aus diversen Gründen) nicht mitmachen, findet seither in einer Whatsapp-Gruppe statt. In den letzten paar Tagen haben die Mitglieder vor allem Smartvote-Fragen beantwortet – damit lassen sich unter den über 700 Grossratskandidat*innen jene Personen finden, die am besten zur eigenen politischen Einstellung passen. Hier ein Auszug, als es ums Bettlerverbot ging:
Die vier Kandidat*innen, deren Antworten am besten zu den Antworten des Nichtwähler*innenparlaments gepasst haben, kandidieren allesamt fürs Grüne Bündnis respektive für die SP. Gerne hätten wir von Politolog*innen erfahren, ob das Zufall ist oder ob die Forschung davon ausgeht, dass Nichtwähler*innen tendenziell eher links ticken. Doch das ist unbekannt, entsprechende Daten fehlen.
Aufschlussreich hingegen ist, dass die vier «Lieblinge» allesamt einen sehr realen Zugang zur Politik haben. Das ist ihren Biographien zu entnehmen und das sagen sie auch (denn natürlich hat Bajour sie kontaktiert und beglückwünscht).
Da sind:
Markus Christen weiss, was es bedeutet, am Rand der Gesellschaft zu leben. Bevor er Stadtführer beim Verein Surprise wurde, war er mittellos. Sozialpolitik ist ihm eine Herzensangelegenheit und kein Mittel zum Zweck. «Die Politik holt Armut nur dann aus der Schublade, wenn sie Stimmen bringt. Und das geht immer zuungunsten der Betroffenen aus.» Im Grossen Rat will er dem entgegen wirken. Sein Fokus liegt beim sozialen Wohnungsbau und bei bezahlbaren Mieten für alle. Stillschweigend den Status quo akzeptieren will Christen nicht. Das gibt er auch den Besucher*innen seiner Sozialen Stadtführungen mit und motiviert sie zum Wählen.
Laurin Hoppler ist Klimaaktivist und Mitorganisator der Basler Klimastreiks. Jetzt will er fürs Klima in den Grossen Rat. «Wir brauchen dringend eine mutigere Politik – dazu gehört das Scheitern. Und daraus lernen. Deshalb bin ich für mehr Versuchs-Projekte, um im kleinen Rahmen sehr schnell grosse Ideen testen zu können», schreibt er. Und für diese Ideen hat er jederzeit offene Ohren: «Meine E-Mailadresse lautet [email protected] und ich hoffe, dass Sie sich melden, wenn Sie eine Idee für Basel haben. Dann können wir gemeinsam überlegen, wie wir Ihr Anliegen in den Grossen Rat einbringen können.»
Patrizia Bernasconi ist Geschäftsleiterin beim Basler Mieterinnen- und Mieterverband. «Deshalb spüre ich die Wohnungs- und Mietzinsnot der Basler Bevölkerung», sagt sie. Nach einer Zwangspause (sie sass bereits von 2003 bis 2016 im Grossen Rat) will sie zurück an die Schalthebel der Macht – auch wenn sie ein durchaus zwiespältiges Verhältnis zum Parlament hat und teilweise nachvollziehen kann, weshalb Menschen nicht wählen und Dingen sagen wie «Was bringt mir eine rot-grüne Mehrheit, wenn sie ständig der Pharma-Industrie den roten Teppich ausrollt». Ihnen entgegnet sie: «Für mich persönlich sind faule Kompromisse das Schlimmste. Manchmal musst du bis zum bitteren Ende Haltung zeigen, indem du mit ein paar wenigen Mit-Desperadas bis zum Schluss etwas Unhaltbares bekämpfst und ablehnst.»
Gert Handschin will, dass möglichst viele mitbestimmen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch seine Aussagen, aber auch durch seine Biographie. Zwei seiner drei Söhne, die er gemeinsam mit seiner Partnerin Heidi Mück grossgezogen hat, kandidieren ebenfalls für den Grossen Rat. Zudem setzt er sich (nebst den klassischen grünen Themen wie Klima, Velo und Wohnen) auch für Stimmrechtsalter 16 und Ausländer*innen-Stimmrecht ein. Und für einen anderen Lebensstil: «Mir sind kürzere Arbeitszeiten und mehr Zeit zum Zusammenleben und die Arbeitsteilung in Partnerschaften, welcher Konstellation auch immer, wichtig.»
Bajour hat die Wahlempfehlung mittels Smartvote-Umfrage erstellen lassen. Dabei wird anhand von 33 Fragen ein sogenannter Smartspider erstellt. Dasselbe haben 599 von 792 Grossratskandidat*innen auch gemacht. Der Algorithmus entscheidet dann, welche Kandidat*innen am besten zu den eigenen Antworten passt. Hier geht es zu den Smartvote-Fragen, das Ausfüllen ist kostenlos.