Seine Gratis-Tampons gaben Balz Herter den Rest
Eva Herzog übertrifft sich bei den Ständeratswahlen selbst und Balz Herter von der Mitte begräbt wohl grad seine Politkarriere. Ein Kommentar.
Och, Balz Herter. Der Mitte-Politiker hat sich gerade selbst ins Abseits gespielt. Er hat in den Ständeratswahlen kein gutes Resultat gemacht.
Dass er gegen die Sozialdemokratin Eva Herzog keine Chancen haben würde, war von Anfang an klar. Aber ein respektables Ergebnis hätte man sich vom bürgerlichen Gegenkandidaten schon erhofft. Erst recht, weil Herter Mitte-Präsident ist und ihm Regierungsambitionen nachgesagt wurden.
Doch seine Gratis-Tampons machten ihm einen blutigen Strich durch die Rechnung.
Was ist passiert?
Im Bajour-Interview vor ein paar Wochen kam Balz Herter von sich aus darauf zu sprechen, dass er für Gratis-Tampons als Service Public sei. Auch sprach er sich für den Genderstern aus. Bei vielen Bürgerlichen löste diese – das muss man anerkennen – sehr mutige Aussage Konsternation aus. Herter ist halt, wie er ist: Er sagt, was er denkt, ohne strategische Games zu spielen. Dafür wurde er abgestraft.
Das ist dreifach tragisch. So ist es gerade diese unverstellte Art, die Herter in der ganzen Stadt bekannt machte, sein Netzwerk galt immer als grosses Plus. Auch ist Herter gar nicht so links, wie er im Wahlkampf aufgrund der Gratis-Tampons wirkte. Laut Sotomo-Bajour-Analyse politisiert der Roche-Angestellte nämlich am rechten Rand der Mitte. Und er war am grössten politischen Erfolg der Bürgerlichen der letzten Jahre beteiligt: den Steuersenkungen. Sein Vorstoss, die Krankenkassenprämien von den Steuern abziehen zu können, floss ins Paket ein und ist jetzt umgesetzt.
Doch es gelang Herter nicht, diesen Erfolg und sein bürgerliches Profil zu verkaufen. Stattdessen schien es fast so, als würde er nur für den Nationalrat kandidieren. Dort hatte die Mitte Erfolg mit der Strategie, sich als ausgleichende, sehr gesellschaftsliberale Kraft zwischen den Polen zu präsentieren – die Mitte macht plus 1,35 Prozent bei den Wähleranteilen und Balz Herter knapp 3800 Stimmen. Hier hat der Genderstern wohl mehr genützt als geschadet.
Aber als Ständeratskandidat hätte Herter auch liberale Menschen rechts von der Mitte abholen müssen. Dafür fehlte ihm das nötige politische Gespür, das Kalkül.
Ein solches braucht es nicht nur als Ständerat, sondern insbesondere auch als Mitte-Präsident. Abgesehen vom erwähnten Steuererfolg ist die Mitte unter seiner Leitung nicht gross aufgefallen. Es ist daher fraglich, wie es mit Balz Herter weitergeht. Die Regierungspläne, die ihm nachgesagt werden, dürfte er begraben. Sollte es etwas zu gewinnen geben (etwa nach einem Rücktritt von Lukas Engelberger), dürfte eher beispielsweise Patrick Huber die Favoritenrolle zufallen.
Ganz anders Eva Herzog. Sie hat sich in den Ständeratswahlen mit ihrem Ergebnis selbst übertroffen. Bis heute gilt Herzog als diejenige Frau, die einst von Ueli Vischer (LDP) das Finanzdepartement übernahm und die Finanzen ins Lot brachte. Sie wird traditionell weit ins bürgerliche Lager gewählt. Und jetzt hat sie noch mehr Stimme geholt als vor vier Jahren, damals ware es 37'000 Stimmen. Nach Auszählung der brieflich Stimmenden ist klar, es sind dieses Jahr über 40'000 Stimmen.
Wie hat sie das geschafft?
Eva Herzog hat die Frage gegenüber Bajour gleich selbst beantwortet. Die Nicht-Wahl in den Bundesrat habe sie zum jetzigen Resultat gebracht, sagte sie: «Ich habe mich so getragen gefühlt von der Bevölkerung.» Die Nicht-Wahl habe eine grosse Solidarität ausgelöst: «Das macht mich sehr glücklich.»
__________ Der Artikel wurde nach Erscheinen der Endergebnisse der Ständerats- und Nationalratswahlen aktualisiert.
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