«Ich kann genauso für meine Anliegen einstehen!»

FDP-Politikerin Saskia Schenker ist mit einer Wahlwerbung zum Meme geworden. In einem Instagram-Post heisst es: «Ich stehe für sachliche Politik». Das wirkt auf einige unfreiwillig komisch, da Schenker auf dem zugehörigen Foto neben Parteikollege Ferdinand Pulver steht, der im Rollstuhl sitzt. Was steckt dahinter?

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Saskia Schenkers Instagram-Post kam bei Parteikollege Ferdinand Pulver gut an. (Bild: Screenshot Instagram Saskia Schenker)

Die Meme-Seite «Meme Departement BS» hat einen Instagram-Post der FDP-Politikerin Saskia Schenker aufgenommen. Grund: Die Bildunterschrift ist «Ich stehe für sachliche Politik». Eigentlich ein gewöhnlicher Wahlslogan, aber die Fotografie zeigt Saskia Schenker mit ihren Parteikollegen Sven Inäbnit und Ferdinand Pulver. Letzterer ist nicht stehend abgebildet, sondern sitzend, weil Pulver seit einem Motorradunfall einen Rollstuhl nutzt. 

Durch das Aufgreifen des Posts der Meme-Seite in Kombination mit einem Totenkopf-Smiley wird Saskia Schenker Boshaftigkeit unterstellt. Schenker selbst versichert, dass sie selbstverständlich mit der Bildunterschrift «keine bösen Absichten hatte» und weitere Reaktionen gebe es bis jetzt keine. Das «Thema möchte sie auch nicht grösser machen, als es ist», sagt Schenker. «Verunsichert wurde ich aber trotzdem», meint sie weiter.

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Die Bildunterschrift kann man auch böswillig verstehen, wie die Meme-Seite andeutet. (Bild: Screenshot X Meme Departement BS)

Im Nachhinein wäre es sicher klarer gewesen, wenn sie den Begriff «einstehen» verwendet hätte und nicht «stehen für», aber durch den Austausch mit ihrem Kollegen wisse sie, dass das kein Problem darstelle – zumindest nicht für Pulver. 

Ferdinand Pulver kann dies bestätigen. Zwei Dinge möchte er klarstellen: Einerseits fühle er sich im Sitzen nicht weniger wichtig und er könne genauso für seine Anliegen «einstehen». Andererseits müssen sich laut Pulver «Nicht-Betroffene» in diesem Fall keine Sorgen machen, dass er damit verletzt wurde: «Ich weiss, dass Saskia Schenker mich damit nicht kränken wollte und sie, gerade auch durch die Zusammenarbeit mit mir, sehr sensibilisiert gegenüber Menschen mit Behinderung ist.» Und weiter: «Saskia Schenker hat mich damit auch nicht verletzt.» Dies bestätigt auch sein unterstützender Kommentar unter Schenkers Post: «Es gibt sie, die lösungsorientierten, sachlichen, in grösseren Dimensionen denkenden Politikerinnen. Deshalb gehört Saskia Schenker in den Nationalrat.»

«Ich weiss, dass Saskia Schenker mich damit nicht kränken wollte.»
Ferdinand Pulver

Vielmehr empfinde Pulver es als «scheinheilig», wenn sich nun die Menschen darüber aufregen, aber ansonsten nichts zur Inklusion beitragen. «Die sollen lieber die Inklusionsinitiative unterschreiben», meint Pulver. Etwas Humoristisches sieht Pulver im Allgemeinen nicht in dem Wahlslogan, da keine Smileys oder Ähnliches verwendet wurden.  Er könne allerdings schon nachvollziehen, dass der Begriff «einstehen» etwas «Wind aus den Segeln» genommen hätte. 

«Worte können eine grosse Wirkung entfalten.»
Simon Rohrer, Mediensprecher der Organisation «Schweizer Paraplegiker-Gruppe»

Saskia Schenker findet es grundsätzlich gut, wenn man sich mehr mit dem Sprachgebrauch befasse, sagt sie, aber hier habe sie Ferdinand Pulver nicht verletzt. Simon Rohrer, Mediensprecher der Organisation «Schweizer Paraplegiker-Gruppe» sagt, dass «zur Sensibilisierung natürlich auch die Verwendung der Sprache zählt». Sie als Institution würden es schätzen, wenn «Medienschaffende und die Bevölkerung sich über den Sprachgebrauch Gedanken machen». Ob dieser Fall aus Sicht der Betroffenen nun als exkludierend wahrgenommen werde, könne Rohrer nicht beantworten. Die Organisation möchte jedoch zu einer inklusiven Verwendung der Sprache anregen, denn «Worte können eine grosse Wirkung entfalten», meint Rohrer.

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