Der Diskurs über die Corona-Fallzahlen bei Migrant*innen geht weiter

Die SVP-Fraktion hat im Baselbieter Landrat einen «dringlichen» Vorstoss eingereicht. Sie fordert, dass der Kanton prüft, ob in Spitälern übermässig viele Migrant*innen mit einer Corona-Infektion behandelt werden.

Corona Covid-19
(Quelle: United Nations / Unsplash)

Ob Migrant*innen öfter an einer Corona-Infektion leiden und ob sie somit auch häufiger im Spital behandelt werden, beschäftigt die SVP schon länger. Bereits im Dezember 2020 war das Thema aktuell. Damals titelte die BaZ (mittlerweile angepasst): «70 Prozent Migranten in den Spitalbetten». Bajour recherchierte und stellte fest: Die These beruht auf heisser Luft, Fakten fehlen.

united-nations-covid-19-response-7Kaa-cmmg5Y-unsplash
Die ausländer*innenfeindliche 70-Prozent Lüge
Zum Artikel

SVP-Nationalrat Thomas Aeschi reagierte auf den BaZ-Artikel damals wie folgt:

In Baselland geht die SVP nun einen Schritt weiter. Sie fordert den Kanton auf, die Anzahl Migrant*innen in Spitälern, die wegen einer Corona-Infektion behandelt werden, zu überprüfen. Die SVP-Fraktion betont im Titel des Vorstosses – «Erreichen wir die Migranten in der Corona-Krise?» – und im letzten Abschnitt, dass nicht nur die Frage nach der Anzahl Migrant*innen geklärt werden soll, sondern auch die «Grundlagen» für zukünftige Massnahmen geschaffen werden soll.

Der Vorstoss-Urheber Peter Riebli, SVP Baselland, beruft sich auf deutsche Medienberichte und Medizineraussagen, die die Migrant*innenanteile bei Coronapatient*innen als «auffällig hoch» bezeichnen. Zahlen wurden zwar nicht erhoben, die Situation auf den Spitalstationen sei aber «eindeutig». 

Bei der Debatte im Landrat kam Gegenwind von links auf. SP-Landrätin Mirjam Würth betonte, dass für ein erhöhtes Infektionsrisiko sozioökonomische Faktoren wie enge Wohnsituationen wichtig seien, nicht die Herkunft einer Person. Auch ihr Parteikollege Adil Koller störte sich daran, dass die SVP aus den Daten eine fremdenfeindliche Kampagne starten will.

Peter Riebli wehrte sich gegen die Vorwürfe. Es ginge beim Vorstoss lediglich darum, abzuklären, ob bestimmte Personengruppen Hilfe benötigen und wie man ihnen helfen kann.

Basel Briefing

Das wichtigste für den Tag
Jetzt Abonnieren
Jetzt Member Werden

Das könnte dich auch interessieren

Grossrät*innen für die Jugend

Samwel Shahadat am 17. Juli 2024

Grossrät*innen, was macht ihr für die Jugend?

Politiker*innen setzen sich für die ganze Bevölkerung ein. Aber was machen sie für die Jugend? Schnupperpraktikant Samwel Shahadat hat sechs Grossrät*innen rausgepickt, die sich insbesondere für die Jungen stark machen.

Weiterlesen
ARCHIV - ILLUSTRATION - SYMBOLBILD - 02.05.2011, Nordrhein-Westfalen, Arnsberg: Eine Packung des Medikaments Ritalin des Herstellers Novartis steht auf einem Tisch, an dem ein zehnjähriger Junge seine Hausaufgaben erledigt. (zu dpa «Was hilft dem Zappelphilipp?» vom 22.06.2018) Foto: Julian Stratenschulte/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Julian Stratenschulte)

Valerie Zaslawski am 07. Juli 2024

Verkennt die Politik den Ernst der Lage?

ADHS-Diagnosen bei Kindern und Erwachsenen nehmen zu – auch in Basel. Gleichzeitig fehlt es an Therapieplätzen sowie niederschwelligen Angeboten. Die Politik reagiert zögerlich.

Weiterlesen
Cuenod

Valerie Zaslawski am 30. Juni 2024

«Der Rassemblement National ist eine Gefahr für unsere trinationale Region»

Frankreich wählt ein neues Parlament. Sollte der rechtsextreme Rassemblement National eine Mehrheit gewinnen, bedeutet das für die Grenzregion Basel nichts Gutes, wie SP-Grossrat Tim Cuénod im Interview sagt.

Weiterlesen
Benjamin von Falkenstein

David Rutschmann am 28. Juni 2024

Der Provokateur

Benjamin von Falkenstein ist ein Meister darin, linke Basler*innen mit Tweets zum Augenrollen zu bringen. Nun koordiniert der 24-Jährige den kantonalen Wahlkampf der LDP. Über die Macht der Kommunikationsmittel und Politik am familiären Küchentisch.

Weiterlesen

Kommentare