Ukraine: «Geld hilft am meisten»
Staatsangehörige aus der Ukraine werden grosszügig und unbürokratisch in der Schweiz aufgenommen, entschied der Bundesrat am Dienstag. Wie bereiten sich lokale Hilfsorganisationen vor und was können wir selbst tun? Ein Überblick.
Der Kanton Basel-Stadt bereitet sich aktuell auf die kurzfristige Aufnahme ukrainischer Geflüchteter vor, wie er per Medienmitteilung verkündet. Die Einreise soll ohne Visum möglich sein und «grosszügig und unbürokratisch» passieren.
Renata Bäumann von der Kantonalen Koordinationsstelle für Asyl- und Flüchtlingswesen betont: «In die Schweiz einreisen, können Ukrainer*innen mit oder ohne biometrischen Pass.» Ein Visum benötigen sie nicht. Ukrainer*innen dürfen 90 Tage hier bleiben, wenn sie zum Beispiel bei Verwandten oder Freund*innen unterkommen. Sie können aber auch direkt ins Bundesasylverfahren eintreten. «Alle, die Schutzstatus ersuchen, müssen sich aber melden, um diesen zu erhalten», präzisiert Bäumann. Damit sei auch soziale, sowie finanzielle Unterstützung verbunden, egal ob die hilfesuchende Person bei Angehörigen oder im Asylzentrum untergebracht ist.
Auf Schutzbedürftige bereiten sich, abgesehen von den Behörden, auch die lokalen Hilfsorganisationen vor.
Abklärungen laufen noch
Das Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) will vorerst Nothilfe im Umfang von 700’000 Franken leisten. Neben humanitärer Hilfe für die notleidende Zivilbevölkerung in der Ukraine selbst will das HEKS sowohl die Nachbarstaaten rund um die Ukraine wie auch die Schweiz bei der Unterbringung und Betreuung von geflüchteten Menschen unterstützen.
«Wir wissen, dass in den Nachbarländern (Rumänien, Ungarn, Slowakei und Polen) sehr viel Solidarität mit den Betroffenen und gastfreundlicher Empfang vorhanden ist», sagt Dieter Wüthrich vom HEKS, «aber je mehr Flüchtlinge kommen, desto mehr kommen die Hilfsorganisationen und Bevölkerung an ihre Grenzen». Deshalb leiste das HEKS in Zusammenarbeit mit lokalen säkularen und kirchlichen Partnerorganisationen bedarfsorientierte humanitäre Hilfe. Die aktuelle Frage sei: «Was braucht es am dringendsten?» Die Antwort darauf sei aber noch in Abklärung.
Wie genau die inländische Unterstützung aussehen wird, ist laut Wüthrich ebenfalls noch unklar. Er geht davon aus, dass mit fortschreitender Kriegsdauer mehr Schutzbedürftige in die Schweiz kommen werden. «Wo bringt man all diese Menschen unter?» Von den gesprochenen Geldern sollen 150’000 Franken in die finanzielle Unterstützung und das Coaching von Gastfamilien, die Flüchtlinge aufnehmen möchten, fliessen oder es soll für die psychologische Betreuung der Geflüchteten aufgewendet werden.
Zuerst wissen, was gebraucht wird
Für das Rote Kreuz ist klar: «Was wir machen, muss Bedarfsgemäss sein.» Geschäftsführerin Sabine Siegrist verweist auf das direkte Begleitprogramm: Die Koordinationsstelle Freiwillige für Flüchtlinge Basel (KOFFF). «Die Begleitungen mit Geflüchteten machen wir sowieso und werden diese dementsprechend weiterführen», sagt sie. «Das Wichtigste ist das freiwillige Engagement!» Dieses Programm sei zwar keine Nothilfe, aber ein wichtiger Bestandteil des Ankommens und des sich hier Zurechtfinden, so ihre Erfahrung.
Weitere Schritte seien noch in Abklärung. Siegrist betont aber: «In erster Linie sind die Organisationen im Krisengebiet froh, wenn sie Geldspenden kriegen, um selbst handeln zu können.» Die Beschaffungen könnten und würden dann meistens besser lokal getätigt werden. In einem zweiten Schritt kann dann das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) seine Nothilfe aufgleisen. Bis dahin garantiert Siegrist: «Wir werden das liefern, was die Leute brauchen.»
Die Caritas beider Basel wiederum gehöre zu den «unaufgeregten und bodenständigen» Hilfsorganisationen, sagt Geschäftsleiter Domenico Sposato. «Wir werden deshalb für die neu ankommenden Flüchtlinge den Rahmen unserer bestehenden Angebote zur Verfügung stellen.» Dazu gehören: der Caritas Markt in der Ochsengasse und der Second Hand Laden am Lindenberg.
Die Erfahrung zeige, dass die ankommenden Leute in der ersten Phase hier Kleider und Nahrung bräuchten, sagt Sposato. Deshalb empfehle er Menschen, die gerne helfen wollen, zweckgebundene Spenden mit dem Betreff «Ukraine» zu tätigen. So könne die Caritas die nötigen Ressourcen aufstocken und ein sogenanntes «Matching-Problem» verhindert. Denn oft sei unklar, ob die Spende überhaupt von den Betroffenen gebraucht werde.
Was können wir tun?
Dieter Wüthrich vom HEKS apelliert an die Menschen, die helfen wollen, aber noch nicht genau wissen wie. «Wir sollten Solidarisch sein mit diesen Leuten und unser Bewusstsein schärfen, dass jetzt eine grosse, humanitäre Krise auf uns zukommt.» Die Schweizer Bevölkerung müsse sich wieder daran erinnern, dass die Schweiz eine grosse humanitäre Tradition habe.
Geldspenden:
Aktiv werden:
«Ich habe Wohnraum, den ich gerne zu Verfügung stellen würde» Hier entlang.
«Ich möchte mich freiwillig engagieren und Angekommene hier unterstützen» Hier entlang. ➡️ Da es sich bei diesem Projekt um eine Eins zu Eins Betreuung handelt, braucht es eine gewisse Zeit, bis klar wird, wo man eingesetzt werden kann.
«Ich möchte mir einen Überblick verschaffen, was ich als Betroffener oder Angehöriger tun kann. Die Übersicht vom Roten Kreuz hilft dir dabei.
Sachspenden:
Der Verein «Ukrainer in Basel» sammelt Geld- und Sachspenden. Unter Anderem: Medizinsche Güter, Wärmespendende Artikel und Schutzequipment. Weiter Infos hier.
«The Basel School of Business» sammelt Sanitärprodukte, Periodenartikel, Erste-Hilfe-Artikel, unverderbliche Lebensmittel. Einen Überblick zu den Sammelstellen findest du hier.
Alternativ kannst du die spenden auch bei uns im Bajour-Büro, Clarastrasse 10, 4058 Basel ab heute bis Freitag 15:00 Uhr, jeweils zwischen 09:00 und 18:00 vorbeibringen.
Das Beach House Basel sammelt in Zusammenarbeit mit der Organisation «Helfen Sie helfen» Hygieneartikel (Tampon, Zahnbürste & Pasta), saubere Kleider für (Klein-)Kinder und Erwachsene und Schuhe am Do, 3.3. 10-12h, Fr, 4.3. 16-19h und Sa, 5.3. 11-16h. Adresse: Atelier THE BEACH HOUSE, Binningerstr. 110, 2. Stock, 4123 Allschwil ➡️ Helfer*innen sehr willkommen.