Mit Masturbation, Serien und Medis gegen Langeweile

Podcasterin Kafi Freitag, Campaigner Daniel Graf und Satiriker Karpi haben ADHS. Im Bajour-Büro haben sie sich über ihre ADHS-Leiden und -Strategien ausgetauscht. Ein Gespräch zum Nachhören oder Nachschauen.

karpi
Das Beweisfoto nach dem Gespräch: Die drei hatten Spass. (Bild: Patrick Karpiczenko)

Unruhig auf dem Stuhl sitzen, quatschen ohne Ende, einander nicht ausreden lassen: Es kann herausfordernd sein, mit drei Menschen mit einer ADHS-Diagnose ein Gespräch zu führen. Bajour hat den Versuch gemeinsam mit seinen Partnermedien Hauptstadt und Tsüri gewagt. 

Im Bajour-Büro haben sich vergangene Woche die drei Schweizer Persönlichkeiten für einen ehrlichen Austausch getroffen: der Campaigner Daniel Graf, der Satiriker, Filmproduzent und KI-Dozent Patrick Karpiczenko (bekannt als Karpi) sowie die Podcasterin Kafi Freitag, die heute auch als Therapeutin im Bereich ADHS & Inklusion tätig ist. 

Schnell wurde klar: Einfach ist es nicht, die drei im Zaum zu halten. Entstanden ist aber ein interessantes, offenes und konstruktives Gespräch. Über ADHS zu sprechen, ist wichtig: Die Diagnosen nehmen sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern zu, die Wartelisten für Abklärungen sind lang.

Peering Bajour Tsüri Hauptstadt Logo

ADHS-Libelle in der Schule

ADHS steht für eine Aufmerksamkeitsdefizit-Störung mit oder ohne Hyperaktivität. Das Gehirn von Menschen mit ADHS verarbeitet Reize anders als das Gehirn von Menschen ohne ADHS. Es kann zum Teil weniger gut filtern oder hat je nachdem eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne. Bei Kafi Freitag zum Beispiel beträgt sie rund 90 Minuten. 

Genau so lang haben wir bei Mineralwasser und Gummibärchen über den Beruf, die Familie, den Hype und die Leiden mit ADHS gesprochen sowie Fragen aus der Community beantwortet. Etwa wie Menschen mit ADHS einen sechswöchigen Krankenhausaufenthalt aushalten können. Die Antworten: «Mit Masturbation» (Karpi), «Serien» (Daniel Graf) und «Medis» (Kafi Freitag).

Du willst nicht die ganzen 90 Minuten schauen? Kein Problem! Das Gespräch ist in sechs Blöcke unterteilt. Klick einfach, auf das Thema, das dich interessiert und das Video springt an den richtigen Ort:

Im Gespräch ist bald klar: Langeweile halten auch sie kaum aus. Aber die drei lieben Krisensituationen, arbeiten erst, wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht. Schon als Kind musste Daniel Graf auf der hintersten Bank sitzen und Satiriker Karpi sei der Klassenclown gewesen.

Engagement für die Unsichtbaren

Sie finden: Eine ADHS-Abklärung bei Kindern sei wichtig. Wie die Zahnfee, die den Schüler*innen das Zähneputzen beibringe, könnte in Zukunft die ADHS-Libelle über das Syndrom informieren, schlägt Karpi vor. ADHS müsse auch präventiv angegangen werden. 

Die Offenheit der drei ist auch ein Engagement für die Entstigmatisierung der Unsichtbaren. Und diese sind zahlreich: Mittlerweile geht man davon aus, dass sich bis zu 20 Prozent der Menschen auf dem ADHS-Spektrum befinden. Kafi Freitag vermutet, dass es sogar um die 30 Prozent sind. Dazu passt die Aussage von Daniel Graf: «Schnallt euch an, es kommt noch viel heftiger.»


Die Porträts:

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Auf Raketenflug mit Daniel Graf

Der schweizweit bekannte Campaigner Daniel Graf hat vor gut einem Jahr erfahren, dass er ADHS hat. Sein politisches Engagement für eine inklusive Schweiz ist damit plötzlich auch ein persönliches.

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Patrick Karpiczenko, Karpi, Freischaffender Autor und Regisseur fuer Film, Fernsehen, Theater und Werbung im Interview mit der Hauptstadt. Bild: Christine Strub, ©christinestrub.ch
«Auftreten ist einfacher als kochen und zugleich aufs Kind aufpassen»

Der Satiriker, Filmproduzent und KI-Dozent Patrick Karpiczenko hat ADHS. Das hat ihn lange Zeit nicht gross eingeschränkt. Bis er Vater wurde.

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Kafi Freitag Tsüri
Kafi Freitag: Sie will kein Leben ohne ADHS

Hat heute nicht jede:r ein bisschen ADHS? Ein Thema, das in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und dennoch stark stigmatisiert ist. Die Coachin Kafi Freitag lebt nicht nur selbst mit ADHS, sondern begleitet auch zahlreiche Menschen auf ihrem Weg mit dieser Spektrumsstörung.

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Das ist Valerie (sie/ihr):

Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

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