Dem Aeschenplatz hilft nur noch eine Utopie

Bajour-Leser*innen haben sich gewünscht, dass der Hamburger Künstler Jan Kamensky den Aeschenplatz von Autos befreit. Der Verkehrsalbtraum brachte aber sogar den Spezialisten ins Schwitzen.

Aeschenplatz Kamensky
So stellt sich der Hamburger Künstler Jan Kamensky den Aeschenplatz vor. (Bild: Jan Kamensky)

Für Fahrschüler*innen ist er der Auslöser schlafloser Nächte, für Velofahrer*innen ein Grund zum Absteigen und zu Fuss fast eine Mutprobe. Die Rede ist vom Aeschenplatz. Wäre er ein Wort, es wäre «Chaos». 

Auch als wir unsere Leser*innen fragten, welcher Platz in Basel dringend gelüftet werden sollte, war die Antwort glasklar. In einer Umfrage sahen sie zwar noch an anderen Orten Handlungsbedarf, aber über die Hälfte der knapp 1000 eingegangenen Stimmen erhielt der Aeschenplatz.

Dass hier etwas geschehen muss, ist auch der Regierung klar. 2021 beantragte sie 1,4 Millionen Franken für ein Vorprojekt zur Umgestaltung. Doch der Vorschlag stiess auf Gegenwind von ÖV-Lobby (IGÖV Nordwestschweiz) und Gewerbe. Und auch die Vertreter*innen des Veloverkehrs äusserten sich skeptisch zum vorgeschlagenen Grosskreisel. Bis heute ist eine Lösung nicht in Sicht.

Kamensky zu Hilf!

Wir schickten deshalb die einzige Person los, die dem Aeschenplatz gefühlt noch helfen kann: Der Hamburger Künstler Jan Kamensky. Er ist bekannt dafür, in seinen utopischen Visualisierungen Plätze in aller Welt von Fahrzeugen zu befreien und Stadtgrün und Bewohner*innen statt Autos in den Mittelpunkt zu stellen. Diese Idee hatte Kamensky zu Beginn der Pandemie, als die Strassen zeitweise wie leergefegt waren. «Die utopische Herangehensweise hat dabei eine entscheidende Funktion», sagt er in einem Interview. «Nachdem die Betrachter*innen einen Blick auf die Utopie haben werfen können, kehren sie mit einem geschärften Blick in die Realität zurück.»

Kamensky
Jan Kamensky: «Der Platz bringt mich jetzt schon ins Schwitzen» (Bild: Samuel Hufschmid)

«Total überfordert», waren Kamenskys ersten Worte beim Anblick des Aeschenplatzes, als er im März 2022 Basel auf Einladung von Bajour besuchte. «Der Platz bringt mich jetzt schon ins Schwitzen», schrieb er auf Twitter. Nach dem ersten Schock brachte er sich in Position und machte Aufnahmen – nicht ohne zwischendurch ungläubig den Kopf zu schütteln. 

Und jetzt ist endlich der Moment gekommen, Kamenskys Wunderwerk zu präsentieren. Und, so viel schon vorab: Das Warten hat sich gelohnt. Lass uns gemeinsam von einem begrünten, verkehrsberuhigten Aeschenplatz träumen:

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Verkehrswende

Uns ist klar, die Utopie können wir unmöglich in die Realität umsetzen. Wir haben uns aber gemeinsam mit unseren Partnermedien Hauptstadt und Tsüri in den Städten Basel, Bern und Zürich gefragt: Wie sehen unsere Verkehrsstädte realistischerweise in Zukunft aus? Die befragten Experten sind sich einig:

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Nach einem Masterstudium in Geisteswissenschaften und verschiedenen Wissenschafts- und Kommunikations-Jobs ist Michelle bei Bajour im Journalismus angekommen: Zuerst als Praktikantin, dann als erste Bajour-Trainee (whoop whoop!) und heute als Redaktorin schreibt sie Porträts mit viel Gespür für ihr Gegenüber und zieht für Reportagen durch die Gassen. Michelle hat das Basler Gewerbe im Blick und vergräbt sich auch gern mal in grössere Recherchen.

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