Gewünscht: Mehr Transparenz bei der Kulturförderung

Nun muss sich auch der Regierungsrat mit der Causa Sulzer beschäftigen. LDP-Grossrat Michael Hug hat eine schriftliche Anfrage eingereicht.

Michael Hug
LDP-Politiker Michael Hug findet, es gibt noch Diskussionsbedarf. (Quelle: Unsplash / Grosser Rat Basel-Stadt)

«Mir reicht es dann jetzt auch», sagte der Basler Schriftsteller Alain Claude Sulzer gestern auf dem Bajour-Podium zum «Kulturkampf zwischen den Zeilen». Trotzdem war nach dem Podium klar: Es gibt noch Diskussionsbedarf. Das findet auch LDP-Grossrat Michael Hug, der eine schriftliche Anfrage zur Causa Sulzer an den Regierungsrat eingereicht hat.

Der Hintergrund in Kurzfassung: Alain Claude Sulzer beantragte bei der Literaturförderung beider Basel einen Unterstützungsbeitrag für einen neuen Roman. In einer E-Mail forderte die Literaturförderung – ohne Absprache im Namen des Fachausschusses Literatur – Sulzer dazu auf, Kontext dafür zu liefern, warum er in seinem Manuskript mehrfach das Wort «Zigeuner» verwendet. Statt sich zu erklären, zog Sulzer sein Gesuch zurück und warf der Literaturförderung Zensur vor. Zwei Grundrechte stehen sich gegenüber: Kunstfreiheit und Diskriminierungsverbot.

«Zu viele Vorgaben können das künstlerische Schaffen einschränken.»

Michael Hug, Grossrat LDP

Das sieht auch LDP-Grossrat Michael Hug so. Er habe die schriftliche Anfrage nun schon ein paar Tage «mit sich herumgetragen», sie sei zwar aufgrund der Berichterstattung zur Causa Sulzer entstanden, einiges habe sich nun nach den Erklärungen auf dem Podium schon «ein wenig relativiert». Zum Beispiel, dass nicht der Fachausschuss die Nachfragen gestellt hat, sondern die Literaturförderung beider Basel. Er sieht die Anfrage aber eher als einen «Stein des Anstosses» für ein grösseres Thema: «Ich glaube, solche Fragen werden uns künftig noch öfter beschäftigen, nicht nur bei Literatur.» 

Er macht ein Beispiel: «Es könnte zum Beispiel sein, dass im Kunstmuseum Bilder aufgehängt werden, die potenziell diskriminierende Inhalte haben und die durch öffentliche Gelder gefördert werden.» Die Kunstfreiheit sei ein hohes Gut und solche Nachfragen, wie sie nun bei Sulzer geäussert wurden, könnten gefährlich und einschränkend sein. Schliesslich sei die künstlerische Qualität das relevante Kriterium für eine Förderung, findet Hug. «Zu viele Vorgaben können das künstlerische Schaffen einschränken», so Hug. Man werde fast gezwungen, sich an diese anzupassen, wenn man eine Förderung erhalten will.

Podium Teaserbild
Bajour-Podium: Kulturkampf zwischen den Zeilen

Auf unserem Podium über die Zensurvorwürfe gegen die Literaturförderung beider Basel diskutierten wir mit der Basler Kulturbeauftragten Katrin Grögel und Autor Alain Claude Sulzer über Kunstfreiheit in Zeiten der kulturellen Korrektheit. Verpasst? Hier kannst das Podium in voller Länge nachschauen.

Zum Video

«Ich glaube, es wäre einfach transparent, wenn die Öffentlichkeit und auch Autoren wie Herr Sulzer im Voraus wüssten, dass bei gewissen Inhalten Nachfragen kommen könnten», erklärt der Politiker. «Dann hätte Herr Sulzer vielleicht auch anders reagiert.» Wenn solche Nachfragen aber öffentlich diskutiert werden, entstehe die Gefahr, dass man einem Autor diskriminierende Absichten unterstellt. Das dürfe nicht passieren. Hug hofft, dass man vom Regierungsrat höre, wie er künftig mit solchen Fällen umgehen will.

Das wird wohl auch die Literaturförderung beider Basel noch beschäftigen. Katrin Grögel kündigte gestern beim Bajour-Podium an, es werde im September einen Runden Tisch mit dem Fachausschuss geben. Hug findet das begrüssenswert.

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