Es braucht eine Annäherung

Wenn die Fronten zwischen Aktivist*innen und Polizei dermassen verhärtet sind, braucht es ein Aufeinanderzugehen. Ein Kurzkommentar zur Demo am Bummelsonntag.

Warst du am Sonntagnachmittag in der Stadt? Nach 16 Uhr spielten sich surreale Szenen ab. Wir sahen vom Bajourbüro aus, wie eine Gugge die Clarastrasse hinuntermusizierte. Plötzlich kam ein Polizeiwagen mit Sirenen, dann noch einer, die Gugge wich zur Seite und spielte weiter. Dasselbe Bild am Barfi:

Es war Bummelsonntag. Und es war Demo. Nachdem die unbewilligte feministische Demonstration am 8. März eskaliert und die Polizei wegen Gummischroteinsatz kritisiert worden war, kündigten Aktivist*innen für Sonntag erneut eine Demonstration an. «Wir fragen nicht, wir kommen – bis das Patriarchat zerschlagen ist», hiess es auf dem Demoaufruf. 

Und jetzt die gute Nachricht: Die Demonstration verlief ausser einem verschmierten Schaufenster ziemlich friedlich. Zum einen war die anwesende Polizei laut eigenen Angaben auf Dialog aus. Andererseits liessen die Demonstrant*innen laut bz mit sich reden und von der geplanten Route abbringen. Auch, weil Danielle Kaufmann von den Demokratischen Jurist*innen vor Ort war und vermittelte: «Da mussten alle Beteiligten über ihren Schatten springen», sagte sie der bz.

Offenbar haben sich Polizei und Demonstrant*innen am Sonntag in Frieden getrennt, weil die demokratischen Jurist*innen vermittelt haben. Gut so. Die demokratischen Jurist*innen selbst hatten nach der Demo vom 8. März den Rücktritt von Polizeikommandant Martin Roth gefordert, weil die Polizei – aus ihrer Sicht «unverhältnismässig» – mit Gummischrot eingefahren war. Die Kritik am Einsatz war offenbar berechtigt, wenn man Staatsrechtler Markus Schefers Ausführungen liest. Und auch Bajour hat die repressive Linie von Regierungsrätin Stephanie Eymann kritisiert.

Stephanie Eymann Demonstration
Jetzt hat Eymann das militante Geschenk

Die Liberale gefällt sich in der Rolle der harten Justizdirektorin, die durchgreift. Nur: Seit ihrer Regierungszeit ist die Situation mit den Demonstrationen weiter eskaliert. Ein Kommentar.

Zum Artikel

Doch Rücktrittsforderungen sind höchste Eskalationsstufe und in diesem Fall kontraproduktiv. Wenn die Fronten zwischen Aktivist*innen und Polizei dermassen verhärtet sind, braucht es ein Aufeinanderzugehen. Es ist zu begrüssen, dass eine solche Annäherung nun scheinbar stattgefunden hat. 

Hoffentlich hat es am 1. Mai und am 14. Juni ebenfalls gestandene linke Politiker*innen, welche vor Ort vermitteln. Dazu eine Polizei, die das zulässt. Und Demonstrant*innen, die vernünftig handeln. Letzteres lässt sich durch die Politik am schwierigsten beeinflussen.

Das könnte dich auch interessieren

Wochenkommentar Leila Moon

Ina Bullwinkel am 13. Dezember 2024

Verlierer*innen, wo du hinschaust

Was bleibt übrig von der knapp einmonatigen Diskussion um die Vergabe des Kulturförderpreises an Leila Moon? Eine Jury, die sich und die Künstlerin angreifbar gemacht hat. Ein Amt für Kultur, das sich wieder einmal rechtfertigen musste. Und eine Künstlerin, an der nun ein Image haftet, das nur schwer zu revidieren ist. Ein Kommentar von Chefredaktorin Ina Bullwinkel.

Weiterlesen
Pekerman2

Valerie Zaslawski am 10. Dezember 2024

«Wir werden sehen, ob Syrien wirklich ein Land für alle sein wird»

GLP-Grossrat Bülent Pekerman sagt im Interview mit Bajour, die Freude über den Sturz von Assad in der kurdischen Community sei gross. Er äussert aber auch Bedenken: «Die Türkei wird nun versuchen, den Kurden in Syrien das Leben schwer zu machen.»

Weiterlesen
Elisabeth Schneider-Schneiter Ukraine

David Rutschmann am 06. Dezember 2024

«Uns allen geht es um die humanitäre Tradition»

Die Baselbieterin Elisabeth Schneider-Schneiter war eine der Ausscherer*innen aus der Mitte, die im Nationalrat die Verschärfung des Schutzstatus S möglich machten. Sie findet es richtig, den Sonderschutz auf die akuten Kriegsgebiete zu beschränken – und hofft, dass man damit die Zuwanderungspolemik der SVP bekämpfen kann.

Weiterlesen
Valerie Kommentar-1

Valerie Zaslawski am 02. Dezember 2024

Alle Parteien raus! Sie haben da nichts zu suchen

Das Stadtteilsekretariat Kleinbasel steht in der Kritik, zu links zu sein. Nachdem die bürgerlichen Parteien ihm bereits den Rücken gekehrt haben, sollten auch die linken ihre Rolle überdenken. Parteien haben andere Gremien, um mitzuwirken, kommentiert Valerie Zaslawski.

Weiterlesen
Foto Pino Covino

Bei Bajour als: Journalistin.

Hier weil: Das Hobby meines Mannes finanziert sich nicht von alleine.

Davor: Chefredaktorin im Lokalmedium meines ❤️-ens (Bajour), TagesWoche (selig), Gesundheitstipp und Basler Zeitung

Kann: alles in Frage stellen

Kann nicht: es bleiben lassen

Liebt an Basel: Mit der Familie am Birsköpfli rumhängen und von rechts mit Reggaeton und von links mit Techno beschallt zu werden. Schnitzelbängg im SRF-Regionaljournal nachhören. In der Migros mit fremden Leuten quatschen. Das Bücherbrocki. Die Menschen, die von überall kommen.

Vermisst in Basel: Klartext, eine gepflegte Fluchkultur und Berge.

Interessensbindungen:

  • Vorstand Gönnerverein des Presserats
  • War während der Jugend mal für die JUSO im Churer Gemeindeparlament. Bin aber ausgetreten, als es mit dem Journalismus und mir ernst wurde.

Kommentare