Der «Basler Totentanz» auf dem Münsterplatz – ein Trauerspiel

Die Absage der Inszenierung «Totentanz zu Basel» bewegt auch Bajour-Kolumnistin Cathérine Miville. In ihrem Zwischenruf versucht sie dem Debakel auf den Grund zu gehen und sieht vor allem ein Problem: mangelnde Kommunikation.

 Der Choreograph Richard Wherlock und das Ballett-Ensemble bei den Proben zum «Totentanz zu Basel» 24. bis 29. Juni 2024 Foto © 2024, Nicolas Joray
Der Choreograph Richard Wherlock und das Ballett-Ensemble bei den Proben zum «Totentanz zu Basel». (Bild: Nicolas Joray)

Die Idee war ausgezeichnet und der Münsterplatz der ideale Ort für das geplante szenisch-musikalische Gesamterlebnis. So wurde mit extrem hohen Einnahmen aus dem Kartenverkauf kalkuliert, aber das Interesse der potenziellen Zuschauer*innen nicht geweckt und die Absage daher eigentlich vorhersehbar.

Und wenn etwas schiefläuft, liegt es – nach meiner Erfahrung – (fast) immer an mangelnder Kommunikation: rechtzeitige, ehrliche Kommunikation zwischen und mit allen Beteiligten, also im konkreten Fall mit den zahlreichen Unterstützer*innen, mit den bildenden Künstler*innen, mit Chor, Orchester und Gesangssolist*innen, der Tanzkompagnie, den technischen Teams, den Medien und nicht zuletzt auch zwischen den vier Initiator*innen.

Cathérine Miville
Cathérine Miville – Ma ville

Cathérine Miville ist in Basel geboren und aufgewachsen. Sie unternahm ihre ersten Karriereschritte am Theater Basel, später lebte sie lange Zeit in Deutschland, führte an verschiedenen Häusern und bei Dieter Hildebrandts Sendung «Scheibenwischer» Regie und leitete zuletzt als Intendantin das Stadttheater Giessen. Als vor drei Jahren Mivilles Vater, der Basler SP alt Ständerat Carl Miville-Seiler, starb, beschloss sie, nach Beendigung ihrer Tätigkeit als Intendantin, wieder in Basel zu leben. In ihrer neuen Kolumne «Ma ville» wirft die 70-Jährige regelmässig einen genauen Blick auf das kulturelle Leben in der Stadt und reflektiert, wie sich Basel entwickelt hat.

Im Mannschafts-Sport gilt: Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen. Was aber seit der Absage geschieht, ist – aus meiner Sicht – einer Kulturstadt wie Basel einfach unwürdig:

Die Totentanz-Initiator*innen, also die drei an der Totentanz GmbH beteiligten Künstler*innen und der Event-Veranstalter und Spezialist für Kommunikation, haben die von ihnen engagierten Künstler*innen nicht über die bevorstehende Absage informiert. Sie erfuhren davon, wie zu lesen war, durch die Medien. Und auch danach suchte dann wohl niemand aus dem Kreis der Verantwortlichen das direkte Gespräch mit den Betroffenen, was zumindest so manche von ihnen übereinstimmend berichten.

«Tout Bâle» hatte sich im Patronats-Comité, als Gönner*innen oder Partner*innen hinter das Projekt gestellt. Ihre Namen vermitteln Vertrauen – gerade auch gegenüber Künstler*innen, die sich auf so ein Grossprojekt einlassen. Selbst wenn die Initiator*innen auch versäumten, ihre Unterstützer*innen rechtzeitig kommunikativ ins Boot zu holen, so wäre es dennoch fein gewesen, wenn Persönlichkeiten aus diesem Kreis eingesprungen wären und den Dialog mit den zahllosen involvierten Künstler*innen aufgenommen hätten.

«Wenn etwas schiefläuft, liegt es – nach meiner Erfahrung – (fast) immer an mangelnder Kommunikation: rechtzeitige, ehrliche Kommunikation zwischen und mit allen Beteiligten.»

Trotz der prekären Situation nicht aufgegeben haben die Tänzer*innen. Gemeinsam mit dem Choreografen präsentierten sie kurz nach dem Aus ihre wunderbare Performance, wodurch ursprünglich unbeteiligte Privatpersonen aktiv wurden und die ausstehende Honorar-Summe für die Gruppe aufbrachten. Das ist wirklich sehr schön, hilft aber natürlich den zahllosen anderen Beteiligten nicht.

Bei der Tanz-Performance war dann auch keiner der Verantwortlichen anwesend. Und wenn man nun denkt, dass zumindest hinter den Kulissen den Privatpersonen für ihr spontanes Engagement gedankt wurde – auch hier: Kommunikation Fehlanzeige.

Jetzt warten alle auf die Ergebnisse aus dem Konkursverfahren. Klar, das ist der formale Weg und der ist lang. Aber ein Patronat ist eine Schirmherrschaft. Und ein Schutz-Schirm wird in stürmischen Zeiten benötigt. Daher die Bitte an alle Unterstützer*innen: Kümmern Sie sich im Rahmen Ihrer Möglichkeiten um die Künstler*innen, die finanziell aber auch mental im Regen stehen, damit nicht noch mehr Vertrauen verloren geht. Vertrauen, das für künftige Projekte wieder benötigt wird.

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