Wer wird der nächste Luca?

Die FDP Basel-Stadt nagt noch immer an der Abwahl Baschi Dürrs vor vier Jahren. Sie will zurück in die Regierung, deshalb werden jetzt alle denkbaren Namen ins Spiel gebracht. Eine kleine Übersicht.

FDP Basel Christian C Moesch Egeler Eva Biland Tamara Alù Alu Daniel Seiler Johannes Barth Roche Türme Rhein
Wer traut sich? (Bild: zvg/Collage: Bajour)

Luca Urgese will nicht nochmal. Statt die 45 Prozent Wähler*innenanteil bei den Ersatzwahlen Anfang April gegen einen SP-Kandidaten in einem SP-Kanton als Ansporn zu verstehen, stellt sich der FDPler im Herbst nicht nochmal für Regierungswahlen zur Verfügung, wie er am Montag mitteilte.

Als die BaZ Urgeses Absage mit Verweis auf die «dünne Personaldecke» der FDP vermeldete, gab direkt Vizepräsidentin Eva Biland via Facebook ihr Interesse an der Regierungskandidatur bekannt. Hat sie eine Chance, auf dem Ticket zu landen? Denn unabhängig von Bilands Kandidatur nannte Parteipräsident Johannes Barth in der BaZ weitere Namen, die den FDP-Sitz in der Regierung zurückholen sollen. Doch: Wer sind die alle überhaupt?

Eva Biland Kolumne
Politisiert Eva Biland bald im Basler Rathaus statt in der Bettinger Dorfpolitik? Die Ärztin ist bisher die einzige offizielle Interessentin der FDP. (Bild: Dominik Plüss)

Eva Biland

Die 52-Jährige hat sich bisher vor allem in der Dorfpolitik in Bettingen einen Namen gemacht. Sie wurde als Parteilose in die FDP eingegliedert. Sichtbar im politischen Basel wurde die Ärztin vor allem vergangenes Jahr mit einem BaZ-Interview zu ihrer Kritik an der Pandemiepolitik und ihrem Engagement gegen das Covid-Gesetz. Diese Haltung könnte ein Handicap sein. Dennoch: Nach Baschi Dürr erzielte sie bei den Nationalratswahlen 2023 das zweitbeste Ergebnis der FDP.

Für sie spricht: Der Frauenfaktor ist bei der FDP nicht unwichtig, da der Partei eine niedrige Frauenquote nachgesagt wird. Nach Luca Urgese als Regierungsratskandidat wäre eigentlich wieder eine Frau dran. Ausserdem hat sie Exekutiverfahrung in Bettingen, wo sie bestens vernetzt ist. Die Vernetzung im Grossen Rat fehlt ihr jedoch. Doch ihr wird Offenheit und Kontaktfreudigkeit nachgesagt.

Disclaimer: Eva Biland war bis zu ihrer Bekanntgabe, kandidieren zu wollen, Kolumnistin für Bajour.

Christian Egeler
Will die FDP ihr Stocksteif-Image ablegen, setzt sie auf Christian Egeler. Der ehemalige Grossratspräsident ist noch immer bekannt und beliebt in der Bevölkerung. (Bild: Kanton Baselland)

Christian Egeler

Ein bürgerlicher Politiker bezeichnet Egeler als «die Salome Hofer der FDP» – wie auch bei der SPlerin wird sein Name immer genannt, wenn es um eine mögliche Regierungskandidatur geht (und am Ende wollten beide bisher nicht). Tatsächlich könnte die FDP den 53-jährigen Politsenior reaktivieren. Er hat mit seinem Umwelt- und Verkehrsfokus ein fast schon grünliberales Profil und könnte damit für die GLP-Verkehrsdirektorin Esther Keller gefährlich werden, deren Sitz am stärksten wackelt. Bei den Nationalratswahlen 2019 erzielte er das beste Ergebnis der FDP.

Er war von 2004 bis zur Amtszeitbegrenzung 2016 im Grossen Rat und ist deshalb noch vielen in der Stadt ein Begriff. Als Grossratspräsident liess er in Basel einen Banntag nach Baselbieter Tradition veranstalten. Seine Volksnähe wäre in der FDP, die ihr Stocksteif-Image ablegen will, gern gesehen. Aber: Wer einen gut bezahlten Job als Leiter der Baselbieter Verkehrspolizei hat, muss diesen Wahlkampf wirklich wollen.

Christian C. Moesch FDP
In die Regierung kann er nicht nachrücken, also müsste Christian C. Moesch durch seine sachpolitische Erfahrung überzeugen. (Bild: Photo Basilisk AG)

Christian C. Moesch

Als Egeler zurücktrat, rückte Moesch für ihn ins Parlament nach. Weil die FDP bei den Wahlen 2020 drei Sitze verlor, flog Moesch schon nach seiner ersten Legislatur aus dem Grossen Rat. Als Karin Sartorius 2023 zurücktrat, rückte er wieder nach. Er ist ein umtriebiger Motion- und Interpellationsschreiber. Zuletzt konnte der Treuhänder sich mit seinem Anstoss zur Rückvergütung des kantonalen Überschüsses einen Namen machen.

Sachpolitisch bearbeitet der 51-Jährige viele Felder, er ist in der Gesundheits- und Sozialkommission, bei Kulturstadt Jetzt unterwegs und hat zahlreiche Verwaltungsratsmandate. Er wird als klassischer Freisinniger beschrieben – mit dem klassischen Freisinnigen-Problem: dass er als zu glatt gilt. Ein bisschen fehlt ihm auch die Bekanntheit ausserhalb der politischen Bubble.

Johannes Barth
Der aktuelle Parteichef war schon Gala-Bankier und Boulevard-Husband. Aber kann und will Johannes Barth auch Regierung? (Bild: FDP Basel-Stadt)

Johannes Barth

Barth hat eine bewegte Vergangenheit. Der Boulevard kennt ihn wegen seiner glamourösen Hochzeit mit der Sängerin Nubya. Der 54-Jährige stammt aus einer Banker- und Hopfenhändler-Dynastie und machte als CEO der Privatbank Heritage (ehemals Sallfort) Schlagzeilen – als er 2021 aus der Bank austrat, bezeichnete Inside Paradeplatz seine Karriere als «stets holprig».

Dennoch: Die Führungserfahrung traut man ihm zu. Seine Medienpräsenz wird trotz Parteipräsidium als beschränkt wahrgenommen, so ganz im Scheinwerferlicht steht er nun nicht mehr. Und: Er hat keine Erfahrung im Parlament, wenn auch er Bürgergemeinderat ist. Bei den Nationalratswahlen 2023 erhielt er weniger Stimmen als Eva Biland.

Tamara Alù
Vegetarierin, jung, weiblich: Tamara Alù bringt vieles mit, um als Gegenkandidatin der GLP-Regierungsrätin Esther Keller inszeniert werden zu können.

Tamara Alù

Tamara Alù wird von der Partei seit längerem aufgebaut. Als Präsidentin der FDP Frauen konnte sie mehr weibliche Mitglieder gewinnen, weshalb sie von Bajour bereits 2022 als «Ganz-und-Gar-Nicht-Freisinnige» porträtiert wurde. Als ehemalige GLP-Parteisekretärin und junge Frau sprechen eigentlich zwei gewichtige Punkte für sie, um den Sitz von Esther Keller angreifen zu können.

Doch zum jetzigen Zeitpunkt ist eine Kandidatur für die 36-Jährige wahrscheinlich zu früh. Die gelernte Marketingfachfrau ist aktuell noch eine engagierte, aber stille Schafferin ohne Mandat und ohne politische Erfahrung. Auf der Nationalratsliste 2023 holte sie am wenigsten Stimmen für ihre Partei. Als FDP-Vizepräsidentin, Leiterin Politik beim Gewerbeverband und vielleicht baldige Grossrätin hat sie noch genug Möglichkeiten, sich bekannt zu machen.

Daniel Seiler
Wenn die FDP nicht links, sondern rechts des eigenen Wähler*innenklientels Stimmen sammeln will, wäre der polternde Parkplatz-Verteidiger Daniel Seiler die richtige Wahl.

Daniel Seiler

Auch Daniel Seilers Name fiel immer wieder im Kandidat*innenkarussell, beispielsweise bei BaselJetzt. Auf Anfrage sagt der 55-Jährige via Freisprechanlage, dass er sich nun Gedanken dazu machen will. Seiler hat Parlamentserfahrung und auch eine grosse mediale Sichtbarkeit – doch der ACS-Präsident wird als «Mr. Auto» quasi monothematisch als Parkplatz-Retter wahrgenommen. In der Basler Wähler*innenschaft ist seine Politik nicht mehrheitsfähig.

Doch: Seiler könnte gut zum absoluten Gegenentwurf von Esther Keller stilisiert werden. Ein FDP-Politiker vom rechten Flügel, der kein Blatt vor den Mund nimmt, könnte auch dem SVP-Publikum gefallen. Die SVP will allerdings sicher mit einer eigenen Kandidatur antreten und wäre wohl vor den Kopf gestossen, wenn der FDP-Kandidat in ihrem Fahrwasser fischt. Schliesslich hatte man den Deal, die gegenseitigen Kandidaturen zu unterstützen.

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Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitk. Way too many Anglizismen.

Kommentare

Kathrin
06. Mai 2024 um 20:59

Biland(s)

Für die Mehrheit der Wähler kommt es gar nicht so darauf an, ob ihnen eine Person schon vor deren Kandidatur bekannt ist, sondern ob sie Charisma hat, über politische Erfahrung und Kompetenz verfügt und man ihr zutraut, Basel zu regieren. Dies alles trifft zweifelsfrei auf Biland zu. Sie hat zudem das Potential, auch von SVP- und GLP-Wählern Stimmen zu holen. Nun muss sie nur noch die Hürde der Nominierung durch ihre eigene Partei nehmen. Bleibt zu hoffen, dass deren überwiegend männliche Mitglieder die Chance ergreifen, diesmal eine Frau ins Rennen zu schicken. Denn obwohl Baschi und Urgese hervorragende Regierungsräte waren bzw. geworden wären, hat die FDP die beiden letzten Wahlen verloren. Und wer sagt denn, dass die neue Regierung die Ressorts nicht anders verteilen wird? Biland wäre jedenfalls die perfekte Frau für das Gesundheits- und für das Erziehungsdepartement. Unabhängig davon wäre eine Ärztin im Regierungsrat mal ein Novum und würde frischen Wind in die Regierung bringen.

Anna
03. Mai 2024 um 13:23

Kein Frage

Das Frau Biland in sämtlichen Bereichen zwei Klassen über den anderen spielt, ist ja offensichtlich. Sie ist mit Dr. und Harvard um Längen besser qualifiziert, sieht besser aus, ist jünger und moderner, sympathischer und auch viel beliebter. Ihr Post auf Facebook erzielte weit mehr Beachtung, Likes und Zuspruch als alle anderen. Dies, obwohl ihr FB-Account sehr klein ist und kaum verwendet wird. Selbst viele hochrangige internationale Promis und Politiker waren unter den "Glückwünschern/Likern". Es steht vollkommen außer Frage, dass sie die Nr. 1 ist, und zwar mit weitem Abstand. Schätze ihre Artikel hier übrigens sehr bei euch.