Parkieren in Basel – halb so wild?

Am 26. September stimmt die Basler Stimmbevölkerung über die «Initiative für erschwingliche Parkgebühren» ab. Was sind die Argumente der Befürworter*innen und was jene der Gegner*innen?

Argumente Pro Parkplatz-Initiative

Daniel Seiler, Automobil Club Schweiz (ACS):

  • «Das grösste Problem bei der Parkplatz-Politik in der Stadt ist, dass Rotgrün überhaupt schon gar nicht anerkennen will, dass wir in vielen Quartieren einen Parkplatznotstand haben. Dabei sind die Fakten klar: In den letzten 10 Jahren hat sich die Wohnbevölkerung im Kanton um über 10‘000 Menschen erhöht und viele neue Arbeitsplätze sind entstanden. Im gleichen Zeitraum wurden auf der Allmend 4‘000 Parkplätze abgebaut. Bisher wurde überhaupt kein Quartierparking realisiert – Rotgrün bekämpft vehement jedes angedachte Quartierparking: Landhof und Tschudimatte.»
  • «Ist es fair, wenn gleichzeitig das Angebot abgebaut wird und dann die Gebühren für die Parkplätze verdoppelt werden? Nicht jeder, der auf das Auto angewiesen ist, kann sich einen Garagenplatz für das Auto leisten – falls überhaupt einer in der Umgebung vorhanden wäre.»

David Weber, Gewerbeverband Basel-Stadt:

  • «Das Problem ist die zu hohe Parkplatzauslastung in diversen Quartieren und der rasante Abbau. Einerseits müsste die Schaffung von Parkplätzen auf privatem Grund erleichtert werden.»
  • «Andererseits unterstützt der Gewerbeverband Basel-Stadt den Bau von Quartierparkings respektive die Verlagerung von oberirdischen Parkplätzen unter den Boden. Auch wenn dies aufgrund der höheren Preise keine sehr soziale Massnahme ist. Allerdings darf das oberirdische Angebot erst abgebaut werden, wenn unterirdischer Ersatz geschaffen worden ist. Derzeit wird auf Vorrat abgebaut, was die Parkplatzknappheit verschärft und den Suchverkehr erhöht. Darunter leiden auch KMU, die für Kundenaufträge in die Quartiere gehen und auf Parkplätze in der Nähe des Auftragsorts angewiesen sind.» 
Wir hören zu.

Argumente Contra Parkplatz-Initiative

Lea Steinle, Verkehrs-Club der Schweiz (VCS):

  • «Eine neue Statistik zeigt, dass die Parkplätze seit 2019 nicht voll ausgelastet sind – in allen Quartieren. Und es gibt viele Einstellplätze, die nicht belegt sind, auch weil diese teurer sind.»
  • «Das Ziel ist eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs. Auch mit Blick auf die Klimaziele, das sind die Rahmenbedingungen.»
  • «Insgesamt soll es weniger Verkehr geben. Die Initiative für erschwingliche Parkgebühren steht dem entgegen. Öffentlicher Raum für einen Parkplatz ist günstiger als der für eine Buvette. Damit werden Autoverkehr und fossiler Verkehr subventioniert, die Gebühren sind nicht kostendeckend. Und sie stehen nicht im Verhältnis zu dem, was der öffentliche Raum wert ist.»
  • «Es gibt Leute, die auf ein Auto angewiesen sind. Aber es gibt für viele die Möglichkeit, den Alltag zu ändern und etwa Grosseinkäufe mit dem Cargovelo oder einem Velo-Anhänger zu machen.»

Anina Ineichen, Verein ProVelo:

  • «Das Problem bei den Parkplätzen ist, dass wahnsinnig viel öffentlicher Raum für ein totes Objekt genutzt und subventioniert wird. Wer ein Auto besitzen möchte, sollte lieber einen Platz im Parking anmieten, dort hat es Platz.»
  • «Autos prägen zurzeit das Stadtbild. Angesichts des knappen öffentlichen Raums in Basel können wir es uns nicht leisten, soviel Platz an Autos zu vergeuden. Vorstellbar wäre, das Bezahlen der Parkplätze sozial zu gestalten: Wer wenig verdient, bekommt eine Vergünstigung. Das wäre wahrscheinlich nicht zu kompliziert, es könnte via Caritas-Karte oder ähnlichem gelöst werden.»

Das könnte dich auch interessieren

Pro und Contra Standortpaket-2

Elisabeth Schneider-Schneiter am 28. April 2025

Standortpaket: Unser Wohlstand ist keine Selbstverständlichkeit

Unsere Region ist stolz darauf, ein erfolgreicher Innovationsstandort zu sein. Wir alle profitieren davon, schreibt Handelskammer-Präsidentin Elisabeth Schneider-Schneiter. Damit das so bleibe, brauche es das Standortpaket, findet sie. Ein Gastkommentar.

Weiterlesen
Wochenkommentar Herzstück

Ina Bullwinkel am 25. April 2025

Wir sehen uns 2080! Oder auch nicht.

Wer Projekte bis 2080 plant, kann entweder hellsehen oder mag nicht zugeben, dass man keinen Plan hat. Das de facto begrabene Herzstück sollte uns zum Mahnmal werden, dass wir dringend zukunfts- und gestaltungsfähiger werden müssen, kommentiert Chefredaktorin Ina Bullwinkel.

Weiterlesen
Novartis Campus

Franziska Stier am 25. April 2025

Standortpaket: Ein Schlag ins Gesicht

Durch das Standortförderpaket soll Basel für Unternehmen trotz OECD-Steuer attraktiv bleiben. Das sei ein Affront, findet Franziska Stier vom Komitee «Basel für Alle». Die Umverteilung durch das Förderpaket höhle die Idee der globalen Mindeststeuer aus. Ein Gastkommentar.

Weiterlesen
Arthur Buckenleib

Michelle Isler am 25. April 2025

«Die Sparpläne sind katastrophal»

Kommende Woche soll von Studierenden und Assistierenden der Uni Basel eine Resolution gegen die Sparpläne des Bundesrats verabschiedet werden. Der VPOD hat sich dafür mit weiteren Uni-Organisationen zusammengetan. Die Uni Basel bleibt still.

Weiterlesen
Ina Bullwinkel Porträt

Das ist Ina (sie/ihr): Nach journalistischen Stationen u. a. in Bremen (Volontärin, Weser-Kurier) und Berlin (Redaktorin am Newsdesk, ntv.de) hat es Ina mitten in der Corona-Pandemie zu Bajour verschlagen. Dank Baseldytsch-Kurs hat sie sich schnell dem Dialekt der Einheimischen angenähert – ihre Mundart-Abenteuer hält sie regelmässig im Basel Briefing fest. Seit April 2023 ist Ina Chefredaktorin und im Wochenkommentar «Bullwinkels Blickwinkel» teilt sie einmal die Woche ihre Meinung zu aktuellen (meist politischen) Themen.

Kommentare