Weg mit der gelb-grünen Wand in der Innenstadt
Letztes Wochenende konnte in der Freien Strasse der Abschluss der vierjährigen Bauarbeiten gefeiert werden. Die Freie Strasse hat jetzt ein durchgehend modernes Strassenbild ohne Trottoirs. «Endlich!», findet FDP-Politiker Luca Urgese in seiner Kolumne.
Der Weg dorthin war lang. Das hat viel damit zu tun, dass man sich erst darüber einig werden musste, welcher Strassenbelag verbaut werden soll und darf. Wer erinnert sich noch an die Testbeläge, die über 15 Jahre lang auf ein paar Quadratmetern in der Freien Strasse verbaut waren? Der reinste Flickenteppich. Erst nach jahrelangen und zähen Diskussionen konnte man sich auf ein ausgeklügeltes Konzept mit einer Kombination von Alpnacher Quarzstein und abgeschliffenen Rheinwacken mit Asphaltstreifen einigen.
Luca Urgese, Jg. 1986, politisiert seit 2014 für die FDP im Grossen Rat. Von 2016 bis 2021 war er Parteipräsident. Im März kandidierte Urgese für den Regierungsrat, unterlag jedoch Mustafa Atici. In seiner Kolumne «Caffè Urgese» schaut er mit der bürgerlichen Brille auf Basel. Er äussert sich als Politiker und nicht als Mitarbeiter der HKBB.
Doch etwas ist und bleibt Stadtgespräch. Wer sich durch die Innenstadt bewegt, wird unweigerlich mit ihr konfrontiert: die gelb-grüne Wand. Endlose Schlangen von Trams, welche die Strassenüberquerung zu Stosszeiten zu einer echten Herausforderung machen. Hinzu kommt der verlorene Platz an bester Lage. Erst diese Woche hat Jacques Herzog in einem Interview ausgeführt, wie man den «Rüdenplatz» mit Brunnen und Baumgruppe zu einem attraktiven Platz aufwerten könnte, wenn der ständige Tramverkehr nicht wäre.
Natürlich ist es wichtig, die Innenstadt gut mit dem öffentlichen Verkehr zu erschliessen. Die Menschen wollen rasch und unkompliziert in die Stadt gelangen, ohne umsteigen zu müssen. Dennoch soll es an dieser Stelle erlaubt sein, etwas grösser zu denken.
Unter dem Titel «Vision Basel 2040» hat ein Architekturbüro in den letzten Monaten ein Umgestaltungskonzept entwickelt, welches den Barfüsserplatz, die Falknerstrasse und den Marktplatz umfasst. Die Grundidee ist dabei nicht neu: Die Trams sollen künftig vom Steinenberg über den Petersgraben zur Schifflände geführt werden. Der Barfüsserplatz und der Marktplatz werden tramfrei und auch in der Falknerstrasse entsteht viel Raum für Flanieren, Aussenbestuhlung und Begrünung. Die Idee wurde 2008 bereits von den Jungfreisinnigen als Petition eingereicht. Leider ohne Erfolg.
Jetzt könnte der Zeitpunkt nicht besser sein, die Idee neu zu lancieren. In den kommenden Jahren steht ohnehin eine Sanierung und Umgestaltung von Marktplatz und Barfüsserplatz an. Entsprechende Vorprojekte wurden vom Grossen Rat bereits beschlossen.
Bis klar ist, wie die beiden Plätze künftig aussehen sollen, wird es aber noch einige Jahre dauern. Entsprechende Gestaltungswettbewerbe stehen noch aus. Genügend Zeit also, eine Diskussion darüber zu führen, wie zwei bedeutende Aufenthaltsorte in unserer Innenstadt künftig aussehen und welche Aufenthaltsqualität sie für die Menschen bieten sollen.
«Wir alle möchten mitreden, wenn es um das Gesicht unserer Stadt geht. Und das ist gut so.»Luca Urgese
Es liegt in der Natur solcher Umgestaltungsprojekte, dass sie zu regen Diskussionen führen. Wir alle möchten mitreden, wenn es um das Gesicht unserer Stadt geht. Und das ist gut so. In diesem Prozess kann man aufzeigen, wie beispielsweise die berechtigten Bedürfnisse älterer Menschen mitberücksichtigt werden können. Oder dass die Trams auch künftig am Bankverein, am Barfüsserplatz und an der Schifflände halten würden. Die Innenstadt bleibt also bestens erschlossen.
Wenn wir mit offenem Geist betrachten, wie viel Platz- und Aufenthaltsqualität wir dafür gewinnen können, sollten wir mutig sein und die Chance beim Schopf packen. Lasst uns unserer schönen Stadt zwei wunderbar gestaltete Plätze – verbunden durch eine belebte und attraktive Flaniermeile – hinzufügen, um die uns viele andere Städte beneiden werden.