Ein Verein, der am liebsten unnütz wär
Heute vor 40 Jahren wurde der Schwarze Peter – Verein für Gassenarbeit gegründet. Dass noch immer so grosser Bedarf für Gassenhilfe bestehe, sei im Grunde sehr traurig, meint Co-Geschäftsführer Michel Steiner, und träumt von einer Zukunft, in der es den Schwarzen Peter nicht mehr braucht.
Schon seit jeher leistet der Schwarze Peter – Verein für Gassenarbeit aufsuchende Sozialarbeit im öffentlichen Raum Basels. Das heisst, er besucht mehrmals wöchentlich Menschen auf der Strasse, führt Gespräche und baut Kontakte auf.
Der Schwarze Peter bietet heute Orientierungshilfe, Information, Krisen- und Soforthilfe, Beistand, Beratung, Vermittlung und Begleitung und stellt den Menschen auf der Gasse eine Meldeadresse zur Verfügung. Es sind dort über 300 Personen angemeldet.
Der Anfang des Vereins liegt in den 1980er Jahren. In den damaligen Jugendkrawallen verbreitete sich der Heroinkonsum und damit die Abstürze auf der Strasse zunehmend. Zu den ersten Projekten des Vereins Schwarzer Peter gehörten die Gassenküche, die Abgabe von sauberen Spritzen in Kooperation mit der Aidshilfe, sowie die Einrichtung des ersten Sprützehüslis am Lindenberg 1.
1981 besetzten Jugendliche ein Industriegebäude an der Hochstrasse im Gundeli. In diesem Autonomen Jugendzentrum (AJZ) sollte ein Freistaat entstehen. Heroinkonsum verbreitete sich zunehmend in der Szene. In der Arbeit mit Jugendlichen und Suchtbetroffenen lag der Anfang des Vereins Schwarze Peter. (Bild: © Keystone)
Aufnahme aus der Gassenküche “Fuetterchrippe” des Schwarzen Peters an der Webergasse, 17. Februar 1988. (Bild: © Keystone)
Der Verein Schwarzer Peter arbeitete mit der Aidshilfe zusammen. Sie stellten (verbotenerweise) saubere Spritzen zur Verfügung, um u.a. die Übertragung von HIV durch wiederverwendete Spritzen zu verhindern. (Bild: Schwarzer Peter / zVg)
Der Schwarze Peter hat am Lindenberg 1 das erste Sprützhüsli eröffnet. (Auf dem Bild zu sehen ist das Fixerstübli am Picassoplatz in den 1990er Jahren). (Bild: © Keystone)
2018 war der Schwarze Peter an der Initiative “Recht auf Wohnen” beteiligt. Seit ihrer Annahme ist die kantonale Regierung verpflichtet, für Menschen mit geringem Einkommen günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. (Bild: Schwarzer Peter / zVg)
Der Schwarze Peter leistet seit jeher aufsuchende Sozialarbeit. Mehrmals wöchentlich gehen die Gassenarbeiter*innen auf die Gasse und bauen Kontakte zu Betroffenen auf. (Bild: Schwarzer Peter / zVg)
In der Zwischenzeit sei die Gassenarbeit des Schwarzen Peters längst nicht mehr auf Suchtbetroffene fokussiert, sondern habe sich auf sozial Benachteiligte und Armutsbetroffene ausgeweitet, meint Michel Steiner, Gassenarbeiter und Co-Geschäftsleiter des Schwarzen Peter.
Zu den wichtigsten Erfolgen des Schwarzen Peter gehöre laut Steiner der erste Basler Drogenstammtisch, an dem der Verein beteiligt war und der nun vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel und Bajour weitergeführt wird.
Und auch die Initiative «Recht auf Wohnen»,die 2018 vom Basler Stimmvolk angenommen wurde. Der Kanton ist demnach dafür verantwortlich, für alle Geringverdienenden günstigen Wohnraum zu schaffen.
«Dass wir unser 40-jähriges Bestehen feiern, ist einerseits erstaunlich, weil wir Pionierarbeit leisteten und uns dennoch institutionalisiert haben. Andererseits ist es aber auch sehr traurig, dass es uns immer noch braucht», meint Steiner. Er hofft, dass sich der Verein in zehn Jahren «wegen Nichtbedarfs» auflöst.
Heute Abend findet die Jubiläumsparty des Schwarzen Peter – Verein für Gassenarbeit statt. Ab 19:30 gibt es im Humbug Musik von Pyro, The Incident und La Nefera.
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