Kommentar

Jetzt ist Basel erwacht

Nachdem sich Joel Thüring an der Medienkonferenz zum Wahlauftakt seiner Partei fremdenfeindlich geäussert hat, bezieht auch endlich die bz Stellung zum SVP-Grossrat. Der ehemalige SP-Präsident Roland Stark sagt aus Protest derweil ein Essen der ehemaligen Grossratspräsident*innen ab.

Joel Thüring
(Bild: Unsplash/SVP Basel-Stadt/Collage Bajour)

Er habe sich demaskiert, schreibt die bz gestern Abend in ihrem Kommentar zu SVP-Grossrat Joël Thüring. Nachdem er sich einer Medienkonferenz fremdenfeindlich und diskriminierend geäussert hatte, landeten seine Worte im Artikel der bz-Journalistin Zara Zatti. Thüring sprach danach von «Fake News», verlangte eine «Korrektur und Richtigstellung». Der SVP-Politiker sagte, auch auf Kritik von Bajour, das Zitat im Artikel sei falsch, er sei Opfer einer «Vernichtungskampagne» von links. Die bz konnte mit einer Audioaufnahme der Zitate dagegen halten. Thüring entschuldigte sich knapp auf X, ehemals Twitter, relativierte die Entschuldigung im nächsten Atemzug allerdings schon wieder.

Es stellt sich die Frage: Hat sich Joël Thüring wirklich demaskiert oder bloss wieder einmal seine typische Rhetorik gezeigt?

Thüring keine Plattform mehr bieten

Als Thüring vergangenes Jahr Präsident der Finanzkommission wurde, war Bajour das einzige Basler Medium, das kritisch berichtet hat. Schliesslich soll er als Präsident der Jungen SVP in die Parteikasse gegriffen und als SVP-Sekretär seine Militärersatzsteuer nicht bezahlt haben. Keine unproblematische Personalie mit dieser Historie in Finanzbelangen.

Als Thüring sich im Juli diffamierend zu Nahel, einem von einem Polizisten erschossenen 17-Jährigen aus Nanterre, geäussert hat, war Bajour erneut das einzige Basler Medium, das den Grossrat für seine Aussage kritisierte. Damals schrieb Co-Chefredaktorin Ina Bullwinkel, dass wir (Basler) Medien uns fragen müssen, wie wir mit solchen Entgleisungen in Zukunft umgehen wollen. Bajours Schlussfolgerung: Thüring keine Plattform mehr bieten. 

Jetzt, da sich Thüring erneut – gewohnt radikal – geäussert hat, aber dieses Mal mitten im Wahlkampf, wacht die bz auf und bezieht – endlich – ebenfalls Stellung. Wo bleibt die BaZ, die Thüring immer noch als Kolumnist Raum gibt?

Absage an Anlass der ehemaligen Grossratspräsident*innen

Nicht nur in der Medienbranche, auch im Basler Politkuchen werden kritische Stimmen lauter. Roland Stark, ehemaliger SP-Präsident und Bajour-Kolumnist, hat die Einladung zum diesjährigen Essen der ehemaligen Grossratspräsident*innen abgesagt. Dieses wird heuer von Joël Thüring und Heiner Vischer veranstaltet. In einer E-Mail an Letzteren schreibt Stark: «Es tut mir leid. Die unaufhörlichen und sich ständig verschärfenden Hassbotschaften von Joël machen es mir unmöglich, dieser Einladung zu folgen. Es gibt für die Art und Weise, wie die politische Auseinandersetzung geführt wird, eine Grenze und einen Mindeststandard.» 

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Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

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Das ist Ina (sie/ihr): Nach journalistischen Stationen u. a. in Bremen (Volontärin, Weser-Kurier) und Berlin (Redaktorin am Newsdesk, ntv.de) hat es Ina mitten in der Corona-Pandemie zu Bajour verschlagen. Dank Baseldytsch-Kurs hat sie sich schnell dem Dialekt der Einheimischen angenähert – ihre Mundart-Abenteuer hält sie regelmässig im Basel Briefing fest. Seit April 2023 ist Ina Chefredaktorin und im Wochenkommentar «Bullwinkels Blickwinkel» teilt sie einmal die Woche ihre Meinung zu aktuellen (meist politischen) Themen.

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