Sichere Velorouten bringen Fortschritt für alle!
Im Gastbeitrag erklären Doris Hunziker und Martin Lüchinger, Mitglieder im Initiativkomitee «Sichere Velorouten für Basel-Stadt», warum es in Basel durchgehende Velo-Routen braucht und diese auch dem Autoverkehr nutzen.
In Basel erfreut sich das Velo grosser Beliebtheit. Die Verkehrsstatistik registriert eine Zunahme des Veloverkehrs um 55 Prozent seit 2010! Velofahren ist gesund und kostengünstig, es fördert auch die Zufriedenheit und beugt Stress und Depressionen vor. Im Lokalverkehr sorgt es für zügiges Vorankommen – überall, wo es Velostreifen gibt.
Velos beanspruchen weniger Platz als Autos. Sie sind im Nahverkehr effizient, weil raumsparend, und sie lassen sich schnell und einfach abstellen, meist genau dort, wo man hin muss.
Allerdings: Noch immer trauen sich viele Menschen in unserem Kanton nicht aufs Velo, weil sie sich zu wenig sicher fühlen. Der wunde Punkt sind die Lücken im Velowegnetz. Anders als in Holland oder Dänemark sind die Pendler- und Basisrouten («Teilrichtplan Velo») in Basel nicht durchgehend markiert. Gerade auf Kreuzungen fehlt die Markierung sehr oft, und dort kommt es immer wieder zu schweren Unfällen.
Mehr Sicherheit
Ein schlechtes Beispiel ist die Kreuzung Burgfelderstrasse/Luzernerring. Auf ca. 400 Metern Cityring vor und nach dem Verkehrsknoten fehlt hier der Velostreifen Richtung St. Johann. Am 12. April 2021 wurde hier eine 50-jährige Frau von einem Lastwagen erfasst und tödlich überrollt – genau dort, wo der Velostreifen (bis heute) fehlt!
Was seither (nicht) geschah: Die Verwaltung versuchte es mit einem Velostreifen, machte diesen dann aber kurzerhand wieder rückgängig, angeblich wegen Rückstaus und Umweg-Verkehrs durchs Wohnquartier. Das ist sehr unbefriedigend, um nicht zu sagen skandalös. Denn eine Lösung wäre möglich: Die Bushaltestelle müsste vor die Kreuzung verlegt werden, dann gäbe es auf, vor und hinter der Kreuzung Platz für einen Velostreifen.
«Es darf nicht länger sein, dass die kantonale Verwaltung kapituliert, sobald es schwierig wird. Wir verlangen eine konsequente Umsetzung des‹Veloweggesetzes›»Doris Hunziker und Martin Lüchinger, Mitglieder im Initiativkomitee «Sichere Velorouten für Basel-Stadt»
Unsere Volksinitiative verlangt durchgehende und zusammenhängende Velostreifen auf den offiziellen Velorouten. Auch der Gegenvorschlag geht in eine gute Richtung, wenn auch gemächlicher, mit weniger Geldmitteln und mit weniger Vorzugsrouten.
2024 zählte die Basler Unfallstatistik 53 Velo-Unfälle mit schweren Verletzungen. 83 Prozent aller tödlichen Verkehrsunfälle seit 2010 ereigneten sich im Velo- und Fussverkehr, wo im Durchschnitt drei Menschen pro Jahr ihr Leben verloren.
Es darf nicht länger sein, dass die kantonale Verwaltung kapituliert, sobald es schwierig wird. Wir verlangen eine konsequente Umsetzung des Bundesgesetzes («Veloweggesetz»), das seit zwei Jahren in Kraft ist. In Basel-Stadt stimmten 72 Prozent der Bevölkerung für ein solches Gesetz (2018).
So gilt es auch den bestehenden «Teilrichtplan Velo» von 2018 mit den Basis- und Pendlerrouten endlich konsequenter umzusetzen. Vielerorts fehlen dazu die notwendige Infrastruktur und Markierungen vollständig.
Neu: Velovorzugsrouten
Die Volksinitiative verlangt 50 Kilometer Velovorzugsrouten. Dies sind breite Velostreifen mit Vortritt gegenüber Nebenstrassen, die ausgehend vom Zentrum in die Aussenquartiere führen.
Wir wollen den Veloverkehr vom Autoverkehr mittels komfortabler Durchmesserlinien entflechten, so wie es heute schon entlang des Rheines oder zwischen Basel und Riehen der Fall ist.
Beispiele aus anderen Städten zeigen, dass Vorzugsrouten den Veloverkehr kanalisieren und so für alle Verkehrsträger zu einem komfortablen Vorankommen führen, sobald man sich dank der ausreichenden Breite auf Vorzugsrouten sicherer fühlen kann.
Wichtig sind uns auch die Sanierung und Entschärfung gefährlicher Velopassagen. An manchen Orten der Stadt gäbe es sinnvolle Verbesserungsmöglichkeiten, zum Beispiel:
Erweiterung der ehemaligen Fussgängerpassage unter dem Bahnhof SBB zum sicheren Velotunnel vom Gundeli zum Centralbahnplatz
Untertunnelung an Grosspeter- und Peter Merian-Brücke, wo es täglich zu gefährlichen Situationen kommt.
Velostreifen beidseitig an der Sperrstrasse und an der Egliseestrasse, die im Verzeichnis der offiziellen Velorouten als «Velostrassen» eingetragen sind.
Durchgehende Velo-Routen dienen indirekt auch dem Autoverkehr, denn sie entlasten die Hauptverkehrsachsen und führen zu weniger Autostaus und Stress.
Die räumliche Entflechtung dank guter Markierung dient auch den Menschen zu Fuss. Es gibt nichts Unangenehmeres als eine ungeregelte Durchmischung wie in der Solitude, mit hohen Frequenzen und Fast-Kollisionen am Laufmeter. An solchen Stellen braucht es eine räumliche Entflechtung der Verkehrsflächen durch bauliche Massnahmen. Ein Wettbewerb der kantonalen Verwaltung weist den Weg in diese Richtung.
Mit zweimal Ja für sichere Velorouten helfen Sie uns, dass es vorwärts geht!