So macht man aus SVP-Propaganda Satire
Wer hats nicht gesehen, das Video mit dem kleinen Mädchen zur Begrenzungsinitative der SVP? Kaum wars draussen, räblete es auch Parodien im Netz – die wir euch nicht vorenthalten wollen.
Es ist herzig, das kleine Mädchen, das durch die Stadt spaziert und Sätze sagt wie: «Mir sind es chliises Land und de Grosspapi het härt defür gschaffet.» Das kleine Mädchen spricht von Bergen, der schönen Schweizer Natur und der Kultur, die bedroht werde durch zu viele Einwanderer*innen. Passend dazu thront im Hintergrund die Fribourger Kathedrale als mahnendes christliches Symbol. Obwohl das Mädchen alleine sinnierend und scheinbar ohne Ziel durch die Stadt zu spazieren scheint, sagt es Dinge wie: «Ich dörf nüme spile vorem Huus im Quartier.» Es sehe jeden Tag «Räuber im Fernseh», ganz zufällig ist just an dieser Stelle im Clip ein schwarzer Mann mit Dreadlocks zu sehen. Honi soit qui mal y pense.
Das Kampagnen-Video zur nationalen Begrenzungsinitiative an der Abstimmung vom 27. September stammt aus der Küche des Zürcher SVP-Nationalrates Thomas Matter. Geboren notabene in Liestal BL und Bürger von Muhen AG und Sissach BL – also auch ein Beispiel für erfolgreiche Binnenmigration (aber das ist jetzt schon fast kleinlich von uns.)
Die Initiative, die von der SVP als «Ja zur massvollen Zuwanderung» bezeichnet wird, hat ein Ziel: Die Aufhebung der Personenfreizügigkeit mit der EU. Just in Corona-Zeiten, als die Region Basel Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland im Gesundheitssektor oder in der Landwirtschaft vermisst hat. Es ist wohl kein Zufall, dass sich mehrere SVP-Politiker aus Basel-Stadt schon dagegen umgesprochen haben. Gemäss einer Umfrage des Meinunsforschungsinsitituts GFS Bern im Auftrag der SRG findet die Initiative an der Urne keine Mehrheit.
Video wurde in Werbefester geschmuggelt
Das Video sorgte – Überraschung! – für einen kleinen Skandal in der Schweizer Medienwelt und Twittersphäre. Für Ärger sorgte der Fakt, dass das Video in die Werbefenster der CH-Media-Kanäle geschmuggelt wurde – das Werbefenster gekauft hatte eine Interessensgemeinschaft, die sich zur Wahrung von Kultur und Landschaft ausgibt. Bei Tele Züri war man sauer – ist doch politische Werbung vor Abstimmungen und Wahlen gemäss Gesetz verboten.
In der Zwischenzeit hat gar Instagram das Video gelöscht, es sei rassistisch und geschmacklos.
Parodien gehen viral
Man kann vom Video halten, was man will. Für Aufsehen sorgen aber die über Nacht entstandenen Parodien.
Zum Beispiel diejenige von Baba News. Ihr Video kommt politisch daher, betont etwa den Anteil von italienischen Gastarbeiter*innen am Erfolg hierzulande oder die scheinheilige Waffenexport-Politik der Schweiz. Auf Instagram ist es eingeschlagen wie eine Bombe und mit über 37'000 Likes und 7000 Kommentare innert zweier Tage viral gegangen.
Die SRF-Satiresendung Deville nimmt den Clip mit Humor aufs Korn und merkt an, dass das arme Kind doch viel lieber mit Fatima and Ahmed draussen eine Zigi rauchen würde, als von seinen Helikopter-Eltern zum Cello-Unterricht und zum Kinderyoga gekarrt zu werden.
Und damit du dir selber ein Bild vom Original-Clip aus der SVP-Küche machen kannst, verlinken wir hier natürlich auch brav darauf:
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